21 of March is the International Day of Forests. For this year’s celebration we are raising awareness on how conservation practices have changed. Today people hear more and more about forest carbon and biodiversity offsets as ways towards sustainable development. Is this really the case? Let’s take a closer look. Offsetting is a process in which actors compensate for the environmental destruction their activities have caused: In the case of carbon offsets actors invest for instance in forest conservation and afforestation for compensating the destruction of the atmosphere caused by greenhouse gas emissions. In the case of biodiversity offsets actors invest in the creation of an equivalent forest habitat for a specific species at another place. These practices show that forests habitats, for example, are increasingly perceived as standard commodities that can be exchanged and replaced elsewhere. However, what seems to be forgotten here is that forests habitats and other ecosystems are actually quite unique. Apparently similar habitats with the same species composition, climate and soil conditions have a completely different character – thus they are neither replicable nor replaceable.
The best known offsetting mechanisms are carbon markets and biodiversity offsets. When buying a flight ticket, for example, customers can choose to offset carbon emissions of the travel by voluntarily investing in a reforestation or conservation project. The idea is that forests capture the emissions caused by the combustion of fossil fuels during our flight. Biodiversity offsets are mechanisms that companies can use to compensate for ‘unavoidable’ biodiversity impacts of their practices at an ‘offset site’. For expanding the Airbus plant in Hamburg, Germany, the Senate of Hamburg permitted, for example, the destruction of a unique freshwater tidal swamp and assigned a new area, the Elbe river island of Hahnöfersand, for recreating the destroyed swamp.
So what are the problems with offsetting? Looking at forest carbon offsets, there are at least five issues. First, comparing emissions from fossil fuels with emissions from deforestation is like comparing apples and oranges. Fossil fuels (e.g. oil, gas, coal) consists of carbon that fossil organisms have accumulated over vast periods of time. Kept in the ground the carbon is stored virtually forever. Trees accumulate carbon and store greenhouse gas only for the span of their life. Second, while forest conservation might indeed reduce emissions from deforestation, emissions from the combustion of fossil fuels continue at unsustainable rates which cannot be absorbed permanently by forests. Third, it is highly difficult to assess the amount of carbon emissions that a forest carbon offset effectively stores. Fourth, forest fires, land conflicts and fraud are threats to real and permanent emission reductions. Fifth, the establishment of forest carbon offsets requires land. This land might have been used by communities for food production or other purposes before. Offsets might restrict pre-existing land use; thus it could have. negative socioeconomic consequences for communities
Moving on to concerns with biodiversity offsets, experts primarily criticize that the ability to recreate an adequate offset site is limited by our knowledge about biodiversity. Yet, even the most sophisticated biodiversity metrics and indicators are only a partial reading of biodiversity, as there are complex interlinkages and interactions between species and ecosystems that remain hidden to scientific understanding. Second, it is very difficult to recreate the exact conditions for the same biodiversity level to thrive elsewhere. In the case of Hamburg, the destroyed freshwater tidal swamp was home to thousands of northern shovelers. The birds did, however, not accept the offset site . Third, even if it is possible to recreate the same level of biodiversity in another site, this process would take at least several decades and would not contribute to the local provision of environmental services . Finally, and in relation to the previous point, local biodiversity and livelihoods are interlinked. Therefore, if biodiversity is destroyed in one place and recreated elsewhere, what happens to the people whose livelihoods and sustainable development depend on the biodiversity that is being lost?
Summing up, are carbon and biodiversity offsets really a way towards sustainable development? Both carbon and biodiversity offsets entail several severe flaws that compromise not only environmental and social, but also economic sustainability. Rather than effectively reducing deforestation, greenhouse gas emissions and biodiversity loss, offsets seem to blindfold us to the real sustainable development problems at hand, among others: Rethinking economic growth, changing wasteful consumption patterns, tackling wealth concentration and inequality.
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Source: Hein, Jonas / Jean Carlo Rodriguez de Francisco, The Current Column of 21.03.2016, German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
Der 21. März ist der internationale Tag des Waldes – eine gute Gelegenheit, um gängige Natur- und Klimaschutzpraktiken zu hinterfragen. Offsets und ökologische Ausgleichsmaßnahmen für den Verlust von Biodiversität werden zunehmend zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen genutzt. Aber können diese Maßnahmen tatsächlich zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen? Offsets sind ein Verfahren, mit dem die Akteure den durch ihre Tätigkeit verursachten Umweltschaden ausgleichen sollen: Im Rahmen von CO2-Offsets investieren die Akteure beispielsweise in Waldschutz- und Aufforstungsmaßnahmen als Ausgleich für die durch Treibhausgasemissionen verursachten Schäden. Im Rahmen von Biodiversitäts-Offsets unterstützen die Akteure mit ihren Investitionen die Schaffung von äquivalenten Lebensräumen für eine bestimmte Art an einem anderen Ort. Durch diese Praxis wird deutlich, dass etwa Wälder in zunehmendem Maße als standardisierte und handelbare Waren betrachtet werden, die beliebig austauschbar und ersetzbar sind. Dabei wird aber oft vergessen, dass Wälder und andere Ökosysteme in der Realität weitgehend einzigartig sind. Wälder mit dem gleichen Artenbestand, gleichen klimatischen Verhältnissen und Bodenbedingungen haben trotzdem häufig einen völlig unterschiedlichen Charakter – daher sind sie weder replizier- noch austauschbar.
Die bekanntesten Offset-Mechanismen sind der Emissionshandel und die Biodiversitäts-Offsets – also ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. Wer ein Flugticket kauft, kann die durch den Flug verursachten CO2-Emissionen kompensieren, indem er einen freiwilligen Beitrag zur Finanzierung von Wiederaufforstungs- und Waldschutzprojekten zahlt. Die Idee dahinter ist, dass Wälder die Emissionen absorbieren, die durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe während des Fluges ausgestoßen werden. Biodiversitäts-Offsets beinhaltet Verfahren, die von Unternehmen eingesetzt werden können, um an einem „Ersatzstandort“ einen Ausgleich für „unvermeidbare“ Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf die Biodiversität zu schaffen. Zur Erweiterung des Airbus-Werks in Hamburg hat der Hamburger Senat beispielsweise die Zerstörung eines einzigartigen Süßwasserwatts genehmigt, und für die Neuerschaffung des nicht mehr vorhandenen Watts ein anderes Gebiet, die Insel Hahnöfersand, zur Verfügung gestellt.
Wo liegen die Probleme des Offset-Ansatzes? Bei der Betrachtung des CO2-Ausgleichs durch Wiederaufforstung gibt es mindestens vier kritische Punkte. Erstens: Vergleicht man durch fossile Brennstoffe verursachte Emissionen mit jenen durch Abholzung entstandenen, vergleicht man Äpfel mit Birnen. Fossile Brennstoffe – wie Öl, Gas, Kohle – enthalten Kohlenstoff, der von fossilen Organismen über sehr lange Zeiträume angereichert wurde. Verbleibt der Kohlenstoff im Boden, wird er dauerhaft gespeichert. Durch die Photosynthese nehmen Bäume CO2 auf und speichern so Kohlenstoff. Diesen geben sie nach ihrem Tod aber wieder als CO2 frei. Zweitens: Der Schutz von Wäldern verringert zwar tatsächlich Emissionen, die durch Entwaldung entstehen, der Offset-Ansatz ermöglicht jedoch die weitere Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Diese können aber nicht dauerhaft von Wäldern absorbiert werden. Drittens: Die Berechnung des Kohlenstoffs, der in einem Wald für einen bestimmten Zeitraum gespeichert werden kann, beruht auf Modellierungen der zukünftigen Landnutzung. Diese Modelle basieren auf spezifischen Annahmen und sind nicht in der Lage zukünftige Entwicklungen exakt zu prognostizieren. Sie sind daher anfällig für Manipulation und Korruption. Waldbrände und Landkonflikte sind Ereignisse, die Modelle schwer vorhersagen können. Viertens: Für die Schaffung von CO2-Offsets durch Wälder wird Land benötigt, das zuvor eventuell durch die ansässige Bevölkerung zur Lebensmittelproduktion oder für andere Zwecke genutzt wurde. Durch CO2-Offsets kann es zu Einschränkungen der bereits bestehenden Landnutzung kommen – mit wiederum negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen für die Bevölkerung.
Biodiversitäts-Offsets stehen in der Kritik, weil die Möglichkeiten zur Neuerschaffung eines angemessenen Ausgleichstandortes durch unser Wissen über das Ökosystem begrenzt werden. Die Ökologie und ihre wissenschaftlichen Methoden zur Untersuchung von Ökosystemen sind immer nur in der Lage einen bestimmten Teil der Realität abzubilden. Es ist bislang unmöglich, die Interaktionen einzelner Arten und deren hochkomplexe Verbindungen und Wechselwirkungen vollständig nachzuvollziehen. Auch ist es schwierig, Bedingungen zu schaffen, die sicherstellen, dass sich andernorts dasselbe Biodiversitätsniveau entwickeln kann. In Hamburg war das zerstörte Süßwasserwatt ein Habitat für Tausende von Löffelenten, die jedoch den Ausgleichsstandort nicht angenommen haben. Selbst wenn es möglich ist, an einem anderen Ort dasselbe Ökosystem neu zu etablieren, nimmt dieser Prozess mindestens einige Jahrzehnte in Anspruch. Häufig ist auch die ansässige Bevölkerung von der Existenz bestimmter Ökosysteme abhängig oder profitiert in hohem Maße von ihnen. Wenn Lebensräume an einem Ort zerstört werden, um sie andernorts wieder neu entstehen zu lassen, was passiert dann mit den Menschen, deren Lebensgrundlage und nachhaltige Entwicklung von dem nun nicht mehr vorhandenen Ökosystem abhängt?
Können CO2- und Biodiversitäts-Offsets daher tatsächlich zur nachhaltigen Entwicklung beitragen? Beide sind mit einer Reihe schwerer Mängel behaftet, die nicht nur der ökologischen und sozialen, sondern auch der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit zuwiderlaufen. Mehr noch als eine wirksame Verringerung der Abholzung der Wälder, der Treibhausgasemissionen und des Biodiversitätsverlustes scheint der Offset-Ansatz uns den Blick auf die offensichtlichen Hindernisse für eine nachhaltige Entwicklung zu verstellen; unsere auf dauerhaftes Wachstum ausgerichtete Wirtschaftsordnung, Konsummuster und steigende Ungleichheit.
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Quelle: Hein, Jonas / Jean Carlo Rodriguez de Francisco, Die aktuelle Kolumne vom 21.03.2016, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)