Zur gegenwärtigen Flüchtlingsdebatte erklärt Professor Dr. Meinhard Miegel, Vorstandsvorsitzender des Denkwerks Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung:
Es hat nicht lange gedauert, bis die derzeitige Flüchtlingsdebatte – vorbei an allen ethischen und humanitären Erwägungen – dort gelandet ist, wo in einer wirtschaftsfokussierten Gesellschaft alle derartigen Debatten landen, bei der Frage nämlich: Überwiegen bei der Zuwanderung dieser Menschen ökonomische Vor- oder Nachteile? Und da niemand hierauf eine auch nur halbwegs belastbare Antwort geben kann, wird – zumeist pseudowissenschaftlich verbrämt – munter darauf zu spekuliert. Verweisen die einen sorgenvoll auf alle möglichen Kosten, schwärmen die anderen von stattlichen Wachstums- und Wohlstandsgewinnen.
Wer Recht hat wird die Geschichte weisen. Was jedoch schon heute ins Auge springt, ist die fast völlige Abwesenheit ökologischer Argumente. Da sollen der Einzelhandel von der ungesättigten und dank staatlicher Zuwendungen kaufkräftigen Nachfrage von vielen hunderttausend Menschen profitieren, die Bauwirtschaft boomen, der Bedarf an Infrastruktureinrichtungen – Verkehrsanlagen, Schulen, Krankenhäusern und anderes mehr – deutlich zunehmen, kurz, da sollen die Flüchtlinge einen seit langem ersehnten Wachstumsschub auslösen und das in einer Wirtschaft, die sich längst außerhalb der globalen Tragfähigkeitsgrenzen befindet und dabei ist, die Grundlagen ihres Erfolgs zu zerstören.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Flüchtlingsproblematik ist eine Herausforderung, der sowohl humanitär als auch politisch zu begegnen ist. Sie jedoch mit angeblichen ökonomischen Vorteilen gesellschaftlich akzeptabler machen zu wollen, ist zumindest naiv, wenn nicht sogar pervers. Denn Deutschland und Europa brauchen kein quantitatives Wachstum, das weitere Flächen versiegelt, das Verkehrsaufkommen erhöht oder den Schadstoffgehalt in Luft und Wasser vermehrt. Es gibt viele Gründe, Menschen, die hier Zuflucht suchen, beizustehen. Mehr Wachstum gehört nicht dazu.
Quelle: Denkwerk Zukunft Newsletter Nr. 12 – Dezember 2015Zur gegenwärtigen Flüchtlingsdebatte erklärt Professor Dr. Meinhard Miegel, Vorstandsvorsitzender des Denkwerks Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung:
Es hat nicht lange gedauert, bis die derzeitige Flüchtlingsdebatte – vorbei an allen ethischen und humanitären Erwägungen – dort gelandet ist, wo in einer wirtschaftsfokussierten Gesellschaft alle derartigen Debatten landen, bei der Frage nämlich: Überwiegen bei der Zuwanderung dieser Menschen ökonomische Vor- oder Nachteile? Und da niemand hierauf eine auch nur halbwegs belastbare Antwort geben kann, wird – zumeist pseudowissenschaftlich verbrämt – munter darauf zu spekuliert. Verweisen die einen sorgenvoll auf alle möglichen Kosten, schwärmen die anderen von stattlichen Wachstums- und Wohlstandsgewinnen.
Wer Recht hat wird die Geschichte weisen. Was jedoch schon heute ins Auge springt, ist die fast völlige Abwesenheit ökologischer Argumente. Da sollen der Einzelhandel von der ungesättigten und dank staatlicher Zuwendungen kaufkräftigen Nachfrage von vielen hunderttausend Menschen profitieren, die Bauwirtschaft boomen, der Bedarf an Infrastruktureinrichtungen – Verkehrsanlagen, Schulen, Krankenhäusern und anderes mehr – deutlich zunehmen, kurz, da sollen die Flüchtlinge einen seit langem ersehnten Wachstumsschub auslösen und das in einer Wirtschaft, die sich längst außerhalb der globalen Tragfähigkeitsgrenzen befindet und dabei ist, die Grundlagen ihres Erfolgs zu zerstören.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Flüchtlingsproblematik ist eine Herausforderung, der sowohl humanitär als auch politisch zu begegnen ist. Sie jedoch mit angeblichen ökonomischen Vorteilen gesellschaftlich akzeptabler machen zu wollen, ist zumindest naiv, wenn nicht sogar pervers. Denn Deutschland und Europa brauchen kein quantitatives Wachstum, das weitere Flächen versiegelt, das Verkehrsaufkommen erhöht oder den Schadstoffgehalt in Luft und Wasser vermehrt. Es gibt viele Gründe, Menschen, die hier Zuflucht suchen, beizustehen. Mehr Wachstum gehört nicht dazu.