[:de]Lisa Biber-Freudenberger hat an der Universität Potsdam 2013 promoviert und Ihre Dissertation an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde geschrieben. Verschiedene Kapitel Ihrer Arbeit “Adaptation of large scale priority- setting and planning in nature conservation to global change” wurden in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht, die im Literaturhinweis zu lesen sind. In unserer Reihe “Die Zukunftsforscher – Junge Wissenschaftler forschen zur Nachhaltigkeit” stellen wir junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Arbeiten vor.
Haben Sie auch Interesse, Ihre Arbeit auf dem Bonn Sustainability Portal zu präsentieren? Dann schreiben Sie uns eine E-mail.
Portrait:
Dr. Lisa Biber-Freudenberger
Zentrum für Entwicklungsforschung Bonn (ZEF), Rheinische Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn
Bonn Sustainability Portal: Sie haben zu dem Thema „Biodiversität“ promoviert. Womit haben sie sich dabei genau beschäftigt? Zu welchen Ergebnissen sind sie gekommen?
Naturschutz hat zum Ziel, Biodiversität vor der Zerstörung durch den Menschen zu schützen. Die Motivation dafür sollte nicht zuletzt auch der Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlage sein. In meiner Dissertation habe ich mich mit der Anpassung von Prioritätensetzung in der Naturschutzplanung an den Klimawandel beschäftigt. In der Vergangenheit haben viele prominente Priorisierungsansätze insbesondere solche Gebiete geschützt, die einen hohen Artenreichtum aufweisen und gleichzeitig stark vom Menschen bedroht sind. Es stellt sich aber die Frage, ob wir uns ein solches Vorgehen in unsicheren Zeiten von Klimawandel und einer immer intensiveren Ausbeutung von natürlichen Ressourcen leisten können. In meiner Arbeit habe ich einen alternativen Ansatz gewählt: Gerade die Gebiete, die besonders gut erhalten sind, einen hohen Artenreichtum aufweisen und voraussichtlich weniger stark durch den Klimawandel gefährdet sind, sollten geschützt werden. Denn gerade der Erhalt dieser Gebiete ist ein wichtiger Baustein, um auch in einer unsicheren Zukunft den Erhalt von Ökosystemdienstleitungen sicher zu stellen.
Welchen Beitrag leistet Ihre Forschungsarbeit in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Der Erhalt der natürlichen Funktionen von Ökosystemen für heutige und künftige Generationen ist eines der Hauptziele von Naturschutz. Eine Priorisierung von Gebieten, die nicht nur den Erhalt von charismatischen Arten zum Ziel hat, sondern auch die langfristige Sicherstellung von ökosystemaren Dienstleistungen war das Hauptziel meiner Arbeit. Ein weiterer Beitrag zu Nachhaltigkeit ist die Einbindung von sozio-ökonomischen Aspekten in Naturschutz. In meiner Arbeit habe ich mich auch mit den Gründen für den Verlust von Biodiversität beschäftigt. Um Natur effizient zu schützen sollten natürlich auch diese in eine Priorisierung mit einfließen. Denn dort wo Naturschutz unwirtschaftlich ist, oder nicht an die gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst ist, sind Fehlinvestitionen sehr wahrscheinlich. Deshalb muss ein nachhaltiger Naturschutz auch die Gesellschaft und wirtschaftliche Aspekte beachten.
Welches ist für Sie bis jetzt die neueste / erstaunlichste Erkenntnis?
Wenn es um den Schutz von Biodiversität geht, ist es wichtig, sich auch mit den zugrundeliegenden Mechanismen von Biodiversitätsverlust zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang spielen natürlich der Konsum und die globalen Märkte eine wichtige Rolle. In meiner Arbeit habe ich mich auch mit den statistischen Zusammenhängen zwischen internationalem Handel von landwirtschaftlichen Produkten und Entwaldungsraten beschäftigt. Weil das, was wir konsumieren in vielen Fällen nicht mehr vor unserer Haustür produziert wird, bekommen wir die negativen Auswirkungen auf Natur und Menschen nicht mit. Das hat natürlich zur Konsequenz, dass wir uns nicht verantwortlich fühlen, wenn für den Anbau von Palmöl Regenwälder gerodet werden, obwohl wir es durch unseren Konsum tagtäglich unterstützen. Die für mich erstaunlichste Erkenntnis war, dass dies in der politischen Debatte immer noch viel zu wenig Beachtung findet. Wenn sich hoch entwickelte Länder als Vorreiter in Natur- und Klimaschutz darstellen, bleiben dabei die tatsächlichen Konsequenzen des Konsums leider häufig unbeachtet.
Was ist Ihr ganz persönlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit?
Ich bin schon seit fast 20 Jahren Vegetarier, naja Pescetarier (ich esse Fisch). Ich gebe mir Mühe Obst und Gemüse saisonal einzukaufen, am besten aus biologischem Anbau. Ich vermeide Nahrungsmittel die von der anderen Seite der Erde importiert werden mussten.. Außerdem beschäftige ich mich auch privat mit den Problemen von Konsum und Nachhaltigkeit und versuche auf mein privates Umfeld Einfluss zu nehmen.
Was empfehlen Sie, muß Ihrer Ansicht nach getan werden? Wo besteht weiterer Forschungsbedarf?
Ich denke es muss einen gesellschaftlichen Wandel geben, wenn wir die Herausforderungen, die vor uns liegen, meistern wollen. Die Menschen müssen aufhören, wegzuschauen und anfangen, die Konsequenzen ihres eigenen Handelns zu begreifen. Forschungsbedarf gibt es in vielen Bereichen, aber ich denke ein ganz wichtiger Bereich sind Strategien, die helfen, mit den Herausforderungen von steigendem Bevölkerungswachstum, Hunger, Verlust von Biodiversität, Entwaldung und sinkenden Ressourcen gleichzeitig klarzukommen.
Das Interview führte Lisa Eidam, European Association of Development Research and Training Institutes (EADI)
Literaturhinweis:
Dolgener, N., L. Freudenberger, M. Schluck, N. Schneeweiss, P. L. Ibisch, R. Tiedemann. 2014. Environmental niche factor analysis (ENFA) relates environmental parameters to abundance and genetic diversity in an endangered amphibian, the fire-bellied toad (Bombinabombina). ConservationGenetics, 15(1): 11-21.
Dolgener, N., L. Freudenberger, N. Schneeweiss, P. L. Ibisch, R. Tiedemann. 2014. Projecting current and potential future distribution of the Fire-bellied toad Bombina bombina under climate change in north-eastern Germany. Regional Environmental Change, 14(3): 1063-1072.
Freudenberger, L. P. R., Hobson, S., Rupic, G., Pe’er, M., Schluck, J., Sauermann, S., Kreft, N., Selvaand P. L., Ibisch . 2013. Spatial Road Disturbance Index (SPROADI) for conservation planning: a novel landscape index, demonstrated for the State of Brandenburg, Germany. Landscape Ecology, 28: 1353-1369.
Freudenberger, L., P. R., Hobson, M., Schluck, S., Kreft, K.,Vohland, H., Sommer, S., Reichle, C., Nowicki, W., Barthlottand P. L. Ibisch . 2013. Nature conservation: priority-setting needs a global change. Biodiversity and Conservation, 22: 1255-1281.
Freudenberger. L., P.R. Hobson, M. Schluck, P. L. Ibisch. 2012. A global map of the functionality of terrestrial ecosystems. Ecological Complexity, 12: 13-22.
Freudenberger L., M. Schluck, P. Hobson, H. Sommer, W. Cramer, W. Barthlottand P. L. Ibisch. 2010. A view on global patterns and interlinkages of biodiversity and human development. . In: Ibisch, P.L., A. Vega E. and T.M. Herrmann (eds.): Technical Series No. 54: Interdependence of biodiversity and development under global change. Convention on Biological Diversity. 37-56.[:en]Lisa Biber-Freudenberger hat an der Universität Potsdam 2013 promoviert und Ihre Dissertation an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde geschrieben. Verschiedene Kapitel Ihrer Arbeit “Adaptation of large scale priority- setting and planning in nature conservation to global change” wurden in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht, die im Literaturhinweis zu lesen sind. In unserer Reihe “Die Zukunftsforscher – Junge Wissenschaftler forschen zur Nachhaltigkeit” stellen wir junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Arbeiten vor.
Haben Sie auch Interesse, Ihre Arbeit auf dem Bonn Sustainability Portal zu präsentieren? Dann schreiben Sie uns eine E-mail.
Portrait: Dr. Lisa Biber-Freudenberger
Zentrum für Entwicklungsforschung Bonn (ZEF), Rheinische Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn
Bonn Sustainability Portal: Sie haben zu dem Thema „Biodiversität“ promoviert. Womit haben sie sich dabei genau beschäftigt? Zu welchen Ergebnissen sind sie gekommen?
Naturschutz hat zum Ziel, Biodiversität vor der Zerstörung durch den Menschen zu schützen. Die Motivation dafür sollte nicht zuletzt auch der Erhalt unserer eigenen Lebensgrundlage sein. In meiner Dissertation habe ich mich mit der Anpassung von Prioritätensetzung in der Naturschutzplanung an den Klimawandel beschäftigt. In der Vergangenheit haben viele prominente Priorisierungsansätze insbesondere solche Gebiete geschützt, die einen hohen Artenreichtum aufweisen und gleichzeitig stark vom Menschen bedroht sind. Es stellt sich aber die Frage, ob wir uns ein solches Vorgehen in unsicheren Zeiten von Klimawandel und einer immer intensiveren Ausbeutung von natürlichen Ressourcen leisten können. In meiner Arbeit habe ich einen alternativen Ansatz gewählt: Gerade die Gebiete, die besonders gut erhalten sind, einen hohen Artenreichtum aufweisen und voraussichtlich weniger stark durch den Klimawandel gefährdet sind, sollten geschützt werden. Denn gerade der Erhalt dieser Gebiete ist ein wichtiger Baustein, um auch in einer unsicheren Zukunft den Erhalt von Ökosystemdienstleitungen sicher zu stellen.
Welchen Beitrag leistet Ihre Forschungsarbeit in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Der Erhalt der natürlichen Funktionen von Ökosystemen für heutige und künftige Generationen ist eines der Hauptziele von Naturschutz. Eine Priorisierung von Gebieten, die nicht nur den Erhalt von charismatischen Arten zum Ziel hat, sondern auch die langfristige Sicherstellung von ökosystemaren Dienstleistungen war das Hauptziel meiner Arbeit. Ein weiterer Beitrag zu Nachhaltigkeit ist die Einbindung von sozio-ökonomischen Aspekten in Naturschutz. In meiner Arbeit habe ich mich auch mit den Gründen für den Verlust von Biodiversität beschäftigt. Um Natur effizient zu schützen sollten natürlich auch diese in eine Priorisierung mit einfließen. Denn dort wo Naturschutz unwirtschaftlich ist, oder nicht an die gesellschaftlichen Gegebenheiten angepasst ist, sind Fehlinvestitionen sehr wahrscheinlich. Deshalb muss ein nachhaltiger Naturschutz auch die Gesellschaft und wirtschaftliche Aspekte beachten.
Welches ist für Sie bis jetzt die neueste / erstaunlichste Erkenntnis?
Wenn es um den Schutz von Biodiversität geht, ist es wichtig, sich auch mit den zugrundeliegenden Mechanismen von Biodiversitätsverlust zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang spielen natürlich der Konsum und die globalen Märkte eine wichtige Rolle. In meiner Arbeit habe ich mich auch mit den statistischen Zusammenhängen zwischen internationalem Handel von landwirtschaftlichen Produkten und Entwaldungsraten beschäftigt. Weil das, was wir konsumieren in vielen Fällen nicht mehr vor unserer Haustür produziert wird, bekommen wir die negativen Auswirkungen auf Natur und Menschen nicht mit. Das hat natürlich zur Konsequenz, dass wir uns nicht verantwortlich fühlen, wenn für den Anbau von Palmöl Regenwälder gerodet werden, obwohl wir es durch unseren Konsum tagtäglich unterstützen. Die für mich erstaunlichste Erkenntnis war, dass dies in der politischen Debatte immer noch viel zu wenig Beachtung findet. Wenn sich hoch entwickelte Länder als Vorreiter in Natur- und Klimaschutz darstellen, bleiben dabei die tatsächlichen Konsequenzen des Konsums leider häufig unbeachtet.
Was ist Ihr ganz persönlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit?
Ich bin schon seit fast 20 Jahren Vegetarier, naja Pescetarier (ich esse Fisch). Ich gebe mir Mühe Obst und Gemüse saisonal einzukaufen, am besten aus biologischem Anbau. Ich vermeide Nahrungsmittel die von der anderen Seite der Erde importiert werden mussten.. Außerdem beschäftige ich mich auch privat mit den Problemen von Konsum und Nachhaltigkeit und versuche auf mein privates Umfeld Einfluss zu nehmen.
Was empfehlen Sie, muß Ihrer Ansicht nach getan werden? Wo besteht weiterer Forschungsbedarf?
Ich denke es muss einen gesellschaftlichen Wandel geben, wenn wir die Herausforderungen, die vor uns liegen, meistern wollen. Die Menschen müssen aufhören, wegzuschauen und anfangen, die Konsequenzen ihres eigenen Handelns zu begreifen. Forschungsbedarf gibt es in vielen Bereichen, aber ich denke ein ganz wichtiger Bereich sind Strategien, die helfen, mit den Herausforderungen von steigendem Bevölkerungswachstum, Hunger, Verlust von Biodiversität, Entwaldung und sinkenden Ressourcen gleichzeitig klarzukommen.
Das Interview führte Lisa Eidam, European Association of Development Research and Training Institutes (EADI)
Literaturhinweis:
Dolgener, N., L. Freudenberger, M. Schluck, N. Schneeweiss, P. L. Ibisch, R. Tiedemann. 2014. Environmental niche factor analysis (ENFA) relates environmental parameters to abundance and genetic diversity in an endangered amphibian, the fire-bellied toad (Bombinabombina). ConservationGenetics, 15(1): 11-21.
Dolgener, N., L. Freudenberger, N. Schneeweiss, P. L. Ibisch, R. Tiedemann. 2014. Projecting current and potential future distribution of the Fire-bellied toad Bombina bombina under climate change in north-eastern Germany. Regional Environmental Change, 14(3): 1063-1072.
Freudenberger, L. P. R., Hobson, S., Rupic, G., Pe’er, M., Schluck, J., Sauermann, S., Kreft, N., Selvaand P. L., Ibisch . 2013. Spatial Road Disturbance Index (SPROADI) for conservation planning: a novel landscape index, demonstrated for the State of Brandenburg, Germany. Landscape Ecology, 28: 1353-1369.
Freudenberger, L., P. R., Hobson, M., Schluck, S., Kreft, K.,Vohland, H., Sommer, S., Reichle, C., Nowicki, W., Barthlottand P. L. Ibisch . 2013. Nature conservation: priority-setting needs a global change. Biodiversity and Conservation, 22: 1255-1281.
Freudenberger. L., P.R. Hobson, M. Schluck, P. L. Ibisch. 2012. A global map of the functionality of terrestrial ecosystems. Ecological Complexity, 12: 13-22.
Freudenberger L., M. Schluck, P. Hobson, H. Sommer, W. Cramer, W. Barthlottand P. L. Ibisch. 2010. A view on global patterns and interlinkages of biodiversity and human development. . In: Ibisch, P.L., A. Vega E. and T.M. Herrmann (eds.): Technical Series No. 54: Interdependence of biodiversity and development under global change. Convention on Biological Diversity. 37-56.[:]