[:de]Frau Jessel, beschreiben Sie den Leserinnen und Lesern die Ziele und Aufgaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)?
Das BfN ist eine vergleichsweise kleine Bundesbehörde mit vielen Aufgaben. Wir beraten die Bundesregierung in allen Fragen des nationalen und internationalen Naturschutzes – das reicht vom Artenschutz über eine naturverträgliche Land- und Forstwirtschaft bis bin zum Meeresschutz. Als wissenschaftliche Behörde vergeben wir Forschungsaufträge und werten diese aus. Aktuell forschen wir z.B. verstärkt dazu, wie sich der Ausbau der regenerativen Energie auf die Natur und Landschaft auswirkt und wie er sich in verträgliche Bahnen lenken lässt. Wir fördern konkret verschiedene Naturschutzprojekte in Deutschland, z.B. die Naturschutzgroßprojekte „Obere Ahr“ und „Siebengebirge“ oder viele Bundesland übergreifende Vorhaben aus dem Bundesprogramm biologische Vielfalt wie den „Wildkatzensprung“, das ist ein Vernetzungsprojekt für die Wildkatze, zum Rotmilan oder zur Gelbbauchunke.
Als Vollzugsbehörde genehmigen wir die Aus- und Einfuhr von geschützten Tier- und Pflanzenarten und deren Erzeugnisse. Dabei geht es nicht nur um Elfenbein, sondern häufig um Alltagsprodukte, wenn z.B. bestimmte Wildkräuter für Hautcremes eingeführt werden sollen. Eine weitere große Vollzugsaufgabe ist der Meeresnaturschutz außerhalb der Zwölf-Meilenzone in Nord- und Ostsee.
Ende September 2014 haben Sie fünf Naturparken (Naturpark Barnim, Dahme-Heideseen, Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst, Solling-Vogler und Vulkaneinfel) die Zertifikate „Qualitäts-Naturpark“ überreicht. Was bedeutet das genau und welchen Nutzen haben die Freizeit-Besucher davon?
Die Qualitätsoffensive Naturparke gilt als ein – auch international anerkannter – Meilenstein der Weiterentwicklung der deutschen Naturparke. Mit diesem Instrument kann eine verbesserte Ressourcenlenkung und Qualitätssteigerung der Naturparkarbeit erreicht werden und es werden Anreize für ihre zielgerichtete Weiterentwicklung gesetzt.
Kennzeichnend für die Naturparke ist ja, dass zu ihren Aufgaben in den überwiegend historisch gewachsenen Kultur- und Naturlandschaften nicht nur der Schutz der Natur und der Erhalt schöner Landschaften, sondern vielmehr schon immer der Mensch in seinem Verhältnis zur und mit der Natur gehörte. Die nun ausgezeichneten Naturparke haben diese Herausforderungen in den fünf Handlungsfeldern Management und Organisation, Naturschutz und Landschaftspflege, Nachhaltiger Tourismus und Erholung, Umweltbildung und Kommunikation sowie Nachhaltige Regionalentwicklung nachdrücklich angenommen.
Das Spektrum der Aktivitäten von Naturparken ist daher sehr breit und kann z.B. die Entwicklung serviceorientierter Infrastruktur für das aktive Naturerlebnis wie auch die nachhaltige regionale Wertschöpfung umfassen. Für die Besucher kann dies von vielfältigem Nutzen sein. Etwa durch ein qualifiziertes Wanderwegesystem mit einem Angebot an geprüften Naturparkführern (z.B. Vulkaneifel-Pfade und Geo-Rundwege im Naturpark Vulkaneifel) oder bei dem kulinarischen Angebot, wie dem „Naturparkteller im Naturpark Schwäbisch-Fränkischen Wald“, oder den Kooperationen mit der Gastronomie im Naturpark Solling-Vogler mit regionalen Produkten der Regionalmarke „Echt“ der Solling-Vogler Region.
Neben den klassischen Sport- und Aktivangeboten (Wandern, Radfahren, Reiten) können Freizeitnutzer in den Naturparken zunehmend auf verbesserte Naturerlebnisangebote, wie Naturbeobachtungen (etwa von arktischen Wildgänsen) oder Selbsterfahrungsaktivitäten in einem Wildniscamp zurückgreifen. Des Weiteren können den Besuchern die über die Qualitätsoffensive in Angriff genommenen Verbesserungen bei den Naturparkinformationsstellen, wie z.B. im Naturpark Barnim die Besucherzentren Barnim Panorama in Wandlitz und Gut Hobrechtsfelde zu Gute kommen. Auch Lenkungskonzepte für Kletterer, Höhlenbesucher und für Kanufahrer im Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst tragen zu einem Ausgleich von Freizeit- und Naturschutzinteressen bei.
Welchen Beitrag leisten Naturparke zum Erhalt der biologischen Vielfalt?
Naturparke leisten auf Grund ihres umfassenden Spektrums an Schutz- und Erholungsfunktionen und mit ihrem im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlichen Schutzgebietsanteil einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Vielfalt unserer Landschaften und Lebensräume. Sie führen oft eigene Renaturierungs-, Arten- und Biotopschutzmaßnahmen durch. Aber auch Ihre Mitarbeit am Aufbau eines bundesweiten Biotopverbundsystems und deren Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung regionaler Produkte einer naturnahen Landwirtschaft sind wichtige Bausteine.
Mit dem vom BfN geförderten Projekt des Verbands Deutscher Naturparke (VDN) „Biologische Vielfalt in über 100 Naturparken stärken“ konnte eindrucksvoll der Beitrag, den Naturparke hier bereits leisten, belegt werden. Zusätzlich wird das Profil der Naturparke in der Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt mit der Durchführung möglichst vieler Projekte vor Ort weiter geschärft. Auch durch die Etablierung von Wildnisgebieten, wie im Naturpark Siebengebirge, können die Naturparke zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen. Hinzu kommen Aktivitäten zum Erhalt von wertvollen Grünlandflächen sowie die Maßnahmen zur Besucher- und Tourismuslenkung, die geichfalls dem Naturschutz dienen. Ganz konkret engagieren sich Naturparke für Tier- und Pflanzenarten wie Schwarzspecht, Haselhuhn, Fischotter, Feuersalamander, Flussperlmuschel, Fledermäuse, Luchs, Arnika, Orchideen, Sonnentau und Moosbeere. Sie setzen sich aber auch für artenreiche Bergwiesen, für Hochmoore, Heiden und Borstgrasrasen, für die Optimierung von Fließ- und Stillwassersystemen sowie dem Erhalt von Streuobstwiesen ein.
Gibt es ein Nachhaltigkeits-Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Seit einigen Jahren untersuchen wir die ökonomischen Effekte von Tourismus in Großschutzgebieten. Dabei konnten wir feststellen, dass der mit einzelnen Nationalparken und Biosphärenreservaten verbundene Tourismus einen beachtlichen Beitrag für die regionale Wirtschaft und Wertschöpfung leistet. In diesem Zusammenhang werden durch den Naturschutz zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen, beispielsweise entspricht in der Rhön die durch das Biosphärenreservat erbrachte Wertschöpfung 611 Arbeitsplätzen, im Müritz-Nationalpark 261 Arbeitsplätzen, im Naturpark Hoher Fläming 211 und im Naturpark Altmühltal 483 Arbeitsplätzen. Damit kommt dem Naturschutz in diesen Regionen eine enorme soziale Wirkung zu, indem er in den meist ländlich geprägten Räumen Arbeitsplätze schafft. Derzeit sind wir dabei, ein entsprechendes „Arbeitsplatzmonitoring“ für die Großschutzgebiete in Deutschland zu etablieren, um so auch regelmäßig über die sozio-ökonomischen Effekte des Naturschutzes informiert zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Großschutzgebiete diese Methode nutzen und somit ihrer durchaus auch vom Gesetzgeber zugedachten Rolle auch zur wirtschaftlichen Entwicklung der Regionen künftig besser gerecht werden können.
Generell liegen mir auch unsere Projekte zur Etablierung von mehr Wildnis in Deutschland sehr am Herzen. Denn dadurch, dass sie für den Erhalt der Biodiversität unverzichtbar sind, durch Naturerleben Menschen anziehen und so Wertschöpfung in die Region bringen und zugleich als Beobachtungsräume wichtige Rückschlüsse auf an den Klimawandel erforderliche Anpassungen erlauben, tragen gerade auch Wildnisgebiete zu einer nachhaltigen Entwicklung bei.
Was motiviert Sie morgens und wie denken Sie abends darüber nach?
Dass ich einen Beruf habe, der Verantwortung mit sich bringt, – wobei es ein laufendes Nachdenken und Reflektieren ist, ob man ihr auch gerecht wird. Denn Naturschutz ist eine Wertfrage, und mir ist wichtig, dass wir ihn breit in der Bevölkerung verankern, d.h. mit Verbänden und vielen gesellschaftlichen Gruppen in Kontakt und Diskussionen sind. Dabei treten natürlich auch Kontroversen auf, und man darf einerseits Konflikte nicht scheuen, muss aber andererseits auch zu Kompromissen fähig sein.
Welche Frage würden Sie gerne einmal beantworten, die Ihnen noch nie gestellt wurde?
Was ist die „dunkle Seite des Naturschutzes“ und warum ist sie so wichtig? Unter der „dunklen Seite“ verstehe ich den Schutz der Nacht, ein Thema, das mir am Herzen liegt. Denn die dunkle Nacht ist nicht nur die Hälfte des Tages, sondern sie betrifft zeitlich betrachtet auch die Hälfte des Naturschutzes. Ein Großteil unserer Tierwelt, etwa über die Hälfte der Wirbellosen, ist nachtaktiv und kann durch übermäßige Beleuchtung beeinträchtigt werden. Unsachgemäße Beleuchtung kann einen regelrechten “Staubsaugereffekt” auf die Insekten in einem weiteren Umfeld ausüben, etwa auf Wasserinsekten wie Köcherfliegen, die von Straßenlampen weiträumig magisch angezogen werden und qualvoll verenden. Dennoch ist das Thema Lichtverschmutzung bislang kaum im öffentlichen Bewusstsein präsent, und dies obwohl Beeinträchtigungen durch nächtliches Licht mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen haben: Neben der Beeinträchtigung zahlreicher Arten und Ökosysteme treten Folgen für die menschliche Gesundheit sowie Aspekte des Klima- und Ressourcenschutzes. Das ist im Übrigen ein gutes Beispiel, dass Naturschutz kein Selbstzweck ist, sondern unserem eigenen Wohlbefinden wie auch vielen anderen gesellschaftlichen Interessen zugutekommt.
Das Interview führte Lisa Eidam, European Association of Development Research and Training Institutes (EADI)[:en]Frau Jessel, beschreiben Sie den Leserinnen und Lesern die Ziele und Aufgaben des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)?
Das BfN ist eine vergleichsweise kleine Bundesbehörde mit vielen Aufgaben. Wir beraten die Bundesregierung in allen Fragen des nationalen und internationalen Naturschutzes – das reicht vom Artenschutz über eine naturverträgliche Land- und Forstwirtschaft bis bin zum Meeresschutz. Als wissenschaftliche Behörde vergeben wir Forschungsaufträge und werten diese aus. Aktuell forschen wir z.B. verstärkt dazu, wie sich der Ausbau der regenerativen Energie auf die Natur und Landschaft auswirkt und wie er sich in verträgliche Bahnen lenken lässt. Wir fördern konkret verschiedene Naturschutzprojekte in Deutschland, z.B. die Naturschutzgroßprojekte „Obere Ahr“ und „Siebengebirge“ oder viele Bundesland übergreifende Vorhaben aus dem Bundesprogramm biologische Vielfalt wie den „Wildkatzensprung“, das ist ein Vernetzungsprojekt für die Wildkatze, zum Rotmilan oder zur Gelbbauchunke. Als Vollzugsbehörde genehmigen wir die Aus- und Einfuhr von geschützten Tier- und Pflanzenarten und deren Erzeugnisse. Dabei geht es nicht nur um Elfenbein, sondern häufig um Alltagsprodukte, wenn z.B. bestimmte Wildkräuter für Hautcremes eingeführt werden sollen. Eine weitere große Vollzugsaufgabe ist der Meeresnaturschutz außerhalb der Zwölf-Meilenzone in Nord- und Ostsee.
Ende September 2014 haben Sie fünf Naturparken (Naturpark Barnim, Dahme-Heideseen, Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst, Solling-Vogler und Vulkaneinfel) die Zertifikate „Qualitäts-Naturpark“ überreicht. Was bedeutet das genau und welchen Nutzen haben die Freizeit-Besucher davon?
Die Qualitätsoffensive Naturparke gilt als ein – auch international anerkannter – Meilenstein der Weiterentwicklung der deutschen Naturparke. Mit diesem Instrument kann eine verbesserte Ressourcenlenkung und Qualitätssteigerung der Naturparkarbeit erreicht werden und es werden Anreize für ihre zielgerichtete Weiterentwicklung gesetzt.
Kennzeichnend für die Naturparke ist ja, dass zu ihren Aufgaben in den überwiegend historisch gewachsenen Kultur- und Naturlandschaften nicht nur der Schutz der Natur und der Erhalt schöner Landschaften, sondern vielmehr schon immer der Mensch in seinem Verhältnis zur und mit der Natur gehörte. Die nun ausgezeichneten Naturparke haben diese Herausforderungen in den fünf Handlungsfeldern Management und Organisation, Naturschutz und Landschaftspflege, Nachhaltiger Tourismus und Erholung, Umweltbildung und Kommunikation sowie Nachhaltige Regionalentwicklung nachdrücklich angenommen.
Das Spektrum der Aktivitäten von Naturparken ist daher sehr breit und kann z.B. die Entwicklung serviceorientierter Infrastruktur für das aktive Naturerlebnis wie auch die nachhaltige regionale Wertschöpfung umfassen. Für die Besucher kann dies von vielfältigem Nutzen sein. Etwa durch ein qualifiziertes Wanderwegesystem mit einem Angebot an geprüften Naturparkführern (z.B. Vulkaneifel-Pfade und Geo-Rundwege im Naturpark Vulkaneifel) oder bei dem kulinarischen Angebot, wie dem „Naturparkteller im Naturpark Schwäbisch-Fränkischen Wald“, oder den Kooperationen mit der Gastronomie im Naturpark Solling-Vogler mit regionalen Produkten der Regionalmarke „Echt“ der Solling-Vogler Region.
Neben den klassischen Sport- und Aktivangeboten (Wandern, Radfahren, Reiten) können Freizeitnutzer in den Naturparken zunehmend auf verbesserte Naturerlebnisangebote, wie Naturbeobachtungen (etwa von arktischen Wildgänsen) oder Selbsterfahrungsaktivitäten in einem Wildniscamp zurückgreifen. Des Weiteren können den Besuchern die über die Qualitätsoffensive in Angriff genommenen Verbesserungen bei den Naturparkinformationsstellen, wie z.B. im Naturpark Barnim die Besucherzentren Barnim Panorama in Wandlitz und Gut Hobrechtsfelde zu Gute kommen. Auch Lenkungskonzepte für Kletterer, Höhlenbesucher und für Kanufahrer im Naturpark Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst tragen zu einem Ausgleich von Freizeit- und Naturschutzinteressen bei.
Welchen Beitrag leisten Naturparke zum Erhalt der biologischen Vielfalt?
Naturparke leisten auf Grund ihres umfassenden Spektrums an Schutz- und Erholungsfunktionen und mit ihrem im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlichen Schutzgebietsanteil einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Wiederherstellung der Vielfalt unserer Landschaften und Lebensräume. Sie führen oft eigene Renaturierungs-, Arten- und Biotopschutzmaßnahmen durch. Aber auch Ihre Mitarbeit am Aufbau eines bundesweiten Biotopverbundsystems und deren Unterstützung bei der Entwicklung und Vermarktung regionaler Produkte einer naturnahen Landwirtschaft sind wichtige Bausteine.
Mit dem vom BfN geförderten Projekt des Verbands Deutscher Naturparke (VDN) „Biologische Vielfalt in über 100 Naturparken stärken“ konnte eindrucksvoll der Beitrag, den Naturparke hier bereits leisten, belegt werden. Zusätzlich wird das Profil der Naturparke in der Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt mit der Durchführung möglichst vieler Projekte vor Ort weiter geschärft. Auch durch die Etablierung von Wildnisgebieten, wie im Naturpark Siebengebirge, können die Naturparke zum Erhalt der biologischen Vielfalt beitragen. Hinzu kommen Aktivitäten zum Erhalt von wertvollen Grünlandflächen sowie die Maßnahmen zur Besucher- und Tourismuslenkung, die geichfalls dem Naturschutz dienen. Ganz konkret engagieren sich Naturparke für Tier- und Pflanzenarten wie Schwarzspecht, Haselhuhn, Fischotter, Feuersalamander, Flussperlmuschel, Fledermäuse, Luchs, Arnika, Orchideen, Sonnentau und Moosbeere. Sie setzen sich aber auch für artenreiche Bergwiesen, für Hochmoore, Heiden und Borstgrasrasen, für die Optimierung von Fließ- und Stillwassersystemen sowie dem Erhalt von Streuobstwiesen ein.
Gibt es ein Nachhaltigkeits-Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Seit einigen Jahren untersuchen wir die ökonomischen Effekte von Tourismus in Großschutzgebieten. Dabei konnten wir feststellen, dass der mit einzelnen Nationalparken und Biosphärenreservaten verbundene Tourismus einen beachtlichen Beitrag für die regionale Wirtschaft und Wertschöpfung leistet. In diesem Zusammenhang werden durch den Naturschutz zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen, beispielsweise entspricht in der Rhön die durch das Biosphärenreservat erbrachte Wertschöpfung 611 Arbeitsplätzen, im Müritz-Nationalpark 261 Arbeitsplätzen, im Naturpark Hoher Fläming 211 und im Naturpark Altmühltal 483 Arbeitsplätzen. Damit kommt dem Naturschutz in diesen Regionen eine enorme soziale Wirkung zu, indem er in den meist ländlich geprägten Räumen Arbeitsplätze schafft. Derzeit sind wir dabei, ein entsprechendes „Arbeitsplatzmonitoring“ für die Großschutzgebiete in Deutschland zu etablieren, um so auch regelmäßig über die sozio-ökonomischen Effekte des Naturschutzes informiert zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Großschutzgebiete diese Methode nutzen und somit ihrer durchaus auch vom Gesetzgeber zugedachten Rolle auch zur wirtschaftlichen Entwicklung der Regionen künftig besser gerecht werden können.
Generell liegen mir auch unsere Projekte zur Etablierung von mehr Wildnis in Deutschland sehr am Herzen. Denn dadurch, dass sie für den Erhalt der Biodiversität unverzichtbar sind, durch Naturerleben Menschen anziehen und so Wertschöpfung in die Region bringen und zugleich als Beobachtungsräume wichtige Rückschlüsse auf an den Klimawandel erforderliche Anpassungen erlauben, tragen gerade auch Wildnisgebiete zu einer nachhaltigen Entwicklung bei.
Was motiviert Sie morgens und wie denken Sie abends darüber nach?
Dass ich einen Beruf habe, der Verantwortung mit sich bringt, – wobei es ein laufendes Nachdenken und Reflektieren ist, ob man ihr auch gerecht wird. Denn Naturschutz ist eine Wertfrage, und mir ist wichtig, dass wir ihn breit in der Bevölkerung verankern, d.h. mit Verbänden und vielen gesellschaftlichen Gruppen in Kontakt und Diskussionen sind. Dabei treten natürlich auch Kontroversen auf, und man darf einerseits Konflikte nicht scheuen, muss aber andererseits auch zu Kompromissen fähig sein.
Welche Frage würden Sie gerne einmal beantworten, die Ihnen noch nie gestellt wurde?
Was ist die „dunkle Seite des Naturschutzes“ und warum ist sie so wichtig? Unter der „dunklen Seite“ verstehe ich den Schutz der Nacht, ein Thema, das mir am Herzen liegt. Denn die dunkle Nacht ist nicht nur die Hälfte des Tages, sondern sie betrifft zeitlich betrachtet auch die Hälfte des Naturschutzes. Ein Großteil unserer Tierwelt, etwa über die Hälfte der Wirbellosen, ist nachtaktiv und kann durch übermäßige Beleuchtung beeinträchtigt werden. Unsachgemäße Beleuchtung kann einen regelrechten “Staubsaugereffekt” auf die Insekten in einem weiteren Umfeld ausüben, etwa auf Wasserinsekten wie Köcherfliegen, die von Straßenlampen weiträumig magisch angezogen werden und qualvoll verenden. Dennoch ist das Thema Lichtverschmutzung bislang kaum im öffentlichen Bewusstsein präsent, und dies obwohl Beeinträchtigungen durch nächtliches Licht mittlerweile dramatische Ausmaße angenommen haben: Neben der Beeinträchtigung zahlreicher Arten und Ökosysteme treten Folgen für die menschliche Gesundheit sowie Aspekte des Klima- und Ressourcenschutzes. Das ist im Übrigen ein gutes Beispiel, dass Naturschutz kein Selbstzweck ist, sondern unserem eigenen Wohlbefinden wie auch vielen anderen gesellschaftlichen Interessen zugutekommt.
Das Interview führte Lisa Eidam, European Association of Development Research and Training Institutes (EADI)[:]