DIE: 2014 – Time for a new policy of co-operation

In the new year, we will need courage to follow new paths and the ability to learn from the mistakes of the past when determining a new global agenda, to be in place as of 2016. This post-2015-agenda is not only of urgent priority for development policy, it also provides the German government with the opportunity to fulfil an international leadership role and give a push to international co-operation in a range of political fields.

Courage to follow new paths

The post-2015 agenda aims to build upon the successes of the Millennium Development Goals (MDGs). It is difficult to furnish scientific proof for the links between the MDGs and poverty reduction. However, there is no doubt that the MDGs have reinforced joint action in North and South, including financial commitment, to improving the living conditions of people.

This is encouraging and helps us move towards broader horizons: because whilst the eight MDGs focused primarily on improving living conditions in developing countries, the post-2015 agenda looks towards universal goals for sustainable development, which should guide both domestic policies and global co-operation of all UN member states.

The aim is no longer just development co-operation between north and south, or aid from rich countries to poor ones, but national and international joint action to achieve common goals: the reduction of poverty and inequality, protection of the climate and biodiversity, sustainable energy for all, food security, peace and security.

Learning from mistakes

The experience of the MDGs has also shown us how difficult it is to make progress with regard to complex goals such as reducing maternal mortality or hunger. Solutions in these areas can only be found through new political priorities and effective policy co-ordination. To ensure that mothers no longer die during childbirth it is not only necessary to improve healthcare and roads, but also the nutrition, education and political participation of women. Who exactly suffers from hunger and why – this needs to be analysed and understood in order to increase the availability of food in the countryside and reduce losses incurred during storage and transport, as well as increasing purchasing power in the towns.

Making progress in these areas therefore requires more than quantified goals and specific deadlines. It means experimenting with new policies that enable integrated action. Successes and failures need to be monitored and understood in order to advance.

What needs to be done

Development co-operation has successfully tested models of co-operation and ways for the transfer of capital, knowledge and expertise in many areas. This wealth of experience can also be valuable when implementing the post-2015 agenda. However, we should be clear that more is at stake in the future: securing the prosperity of current and future generations is a task that calls for clear political focus and a renewed comprehension of our international relations and co-operation with partner countries. One example for this is the expansion of the G8 to the G20.

For domestic policies, too, there are new tasks to face. Climate change and food security, for example, call for a new quality of co-operation between departments and between state and private actors in Germany. The objective is no longer one of avoiding negative side effects in adjoining policy areas, but to develop complementary strategies for common goals, and to use the diverse expertise and instruments in a targeted manner. These parallel domestic and international challenges will need to be mastered in the next two years, before the adoption of the post-2015-agenda.

In many industrialised, emerging and developing countries specific initiatives are being developed to face the new global challenges. The willingness and interest in co-operating with Germany is considerable. However, thus far our co-operation instruments have not been aimed at achieving co-operation between all interested countries, as they are designed for either north-south transfer or co-operation on an equal footing between industrialised countries (e.g. in the research co-operation projects in which large emerging countries are also increasingly participating with their own funds). It is therefore also necessary to use the post-2015 process for a reform of the instruments of international co-operation, in order to open it up for reciprocal co-operation processes.

Author: Scholz, Imme, The Current Column of 13.01.2014

Source: www.die-gdi.de

Zum Jahreswechsel gab es in den Zeitungen besinnliche Beiträge: woher Menschen den Mut zum Aufbruch nehmen und wie schwer es ist, aus dem Scheitern für die Zukunft zu lernen. Mit Blick auf das neue Jahr leuchten mir diese Stichworte unmittelbar ein: Mut zum Aufbruch und die Möglichkeit, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, benötigen wir auch für die Festlegung einer neuen globalen Agenda, die ab 2016 gelten soll. Diese Post-2015-Agenda ist nicht nur vordringlich für die Entwicklungspolitik in den kommenden zwei Jahren. Sie eröffnet der Bundesregierung auch die Gelegenheit, eine internationale Führungsrolle auszufüllen und der internationalen Zusammenarbeit in einer Reihe von Politikfeldern den Schub zu geben, den sie dringend braucht.

Mut zum Aufbruch

Die Post-2015-Agenda soll auf den Erfolgen der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) aufbauen. Es ist zwar schwierig, den wissenschaftlichen Nachweis dafür zu erbringen, wie die MDGs zur Verringerung der Armut konkret beigetragen haben. Es ist aber sicher, dass die MDGs das Engagement in Nord und Süd verstärkt haben, auch finanziell, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.

Dies gibt Mut, den Aufbruch zu erweiterten Horizonten zu wagen: Denn während die acht MDGs vor allem Ziele für bessere Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern formulierten, geht es bei der Post-2015-Agenda um universelle Ziele für eine nachhaltige Entwicklung, an denen sich nationale Politik und globale Kooperation aller Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen orientieren sollen.

Es geht nicht mehr um Entwicklungszusammenarbeit zwischen Nord und Süd, um Hilfe von den Reichen für die armen Länder, sondern um nationales und internationales Handeln für gemeinsame Ziele: die Verringerung von Armut und Ungleichheit, den Klima- und Biodiversitätsschutz, nachhaltige Energie für alle, die Ernährungssicherheit, Frieden und Sicherheit.

Aus Fehlern lernen

Die Erfahrungen der MDGs haben uns auch gezeigt, wie schwer es ist, Fortschritte bei der Verringerung der Müttersterblichkeit oder des Hungers zu erreichen. Lösungen können in diesen Bereichen nur durch eine effektive Koordination zwischen verschiedenen Politiken erreicht werden, und sie müssen politisch oberste Priorität haben. Damit Mütter nicht mehr bei der Geburt sterben, muss nicht nur die Gesundheitsversorgung verbessert werden und das Straßennetz, sondern auch die Ernährung, die Bildung und die politische Teilhabe von Frauen. Wer genau unter Hunger leidet und warum – das muss analysiert und verstanden werden, um auf dem Land das Nahrungsmittelangebot zu erhöhen und die Verluste in Lagerung und Transport zu verringern, und um die Kaufkraft in der Stadt zu erhöhen.

In diesen Bereichen voranzukommen, erfordert also mehr als die Quantifizierung von Zielen und die Festsetzung von Fristen. Es erfordert, mit neuen Politikansätzen zu experimentieren, die integriertes Handeln ermöglichen. Erfolge und Fehler müssen erfasst und verstanden werden, um weiter zu kommen.

Was ist zu tun

Die Entwicklungszusammenarbeit hat in vielen Feldern erfolgreiche Modelle der Kooperation, des Transfers von Kapital, Wissen und Knowhow erprobt. Ihr Erfahrungsschatz kann auch in Zukunft dabei helfen, die Post-2015-Agenda umzusetzen.

Diese Erfahrungen dürfen uns aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es in Zukunft um mehr geht: Die Sicherung des Wohlstands heutiger und künftiger Generationen ist eine Aufgabe, die klare politische Schwerpunkte und ein erneuertes Verständnis unserer internationalen Beziehungen und der Zusammenarbeit mit Partnerländern erfordert. Sichtbar wird dies in der Erweiterung der G8 zur G20. Dass gemeinsame Lösungsansätze nur schwer zu finden sind, illustriert die Größe der Herausforderung.

Aber auch nach innen stellen sich neue Aufgaben. Der Klimawandel oder die Ernährungssicherheit erfordern in Deutschland eine neue Qualität in der Zusammenarbeit zwischen Ressorts und zwischen staatlichen und privaten Akteuren. Es geht nicht mehr nur darum, negative Nebenwirkungen in angrenzenden Politikfeldern zu vermeiden, sondern darum, komplementäre Strategien für gemeinsame übergeordnete Ziele zu entwickeln und die Sachkenntnisse und Instrumente gezielt zu nutzen.

Diese gleichzeitige Herausforderung im Innen- und Außenverhältnis wird in den kommenden zwei Jahren bis zur Verabschiedung der Post-2015-Agenda bewältigt werden müssen. In vielen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern werden konkrete Initiativen entwickelt, um sich den neuen globalen Herausforderungen zu stellen. Die Bereitschaft und das Interesse, mit Deutschland zu kooperieren, sind groß. Bisher sind unsere Kooperationsinstrumente jedoch nicht auf eine Zusammenarbeit aller interessierten Länder ausgelegt, denn sie orientieren sich entweder am Nord-Süd-Transfer (bilaterale Entwicklungszusammenarbeit, Green Climate Fund) oder an der gleichberechtigten Kooperation zwischen Industrieländern (z.B. in der Forschungskooperation, an der sich die großen Schwellenländer mittlerweile zunehmend mit eigenen Mitteln beteiligen). Es steht also an, den Post-2015-Prozess auch für eine Reform des Instrumentariums für die internationale Zusammenarbeit zu nutzen, um sie für wechselseitige Kooperationsprozesse zu öffnen.

Autorin: Scholz, Imme (Die aktuelle Kolumne vom 13.01.2014)

Quelle: www.die-gdi.de