In ihrer Magisterarbeit hat Katrin Dobersalske untersucht wie sich die Thematik der nachhaltigen Energienutzung in der deutschen bilateralen Entwicklungszusammenarbeit unter der rot-grünen Bundesregierung entwickelt hat. In ihrer laufenden Dissertation nimmt sie die Regionalorganisation der südostasiatischen Staaten (ASEAN) klima- und energiepolitisch unter die Lupe.
In unserer Reihe “Die Zukunftsforscher – Junge Wissenschaftler forschen zur Nachhaltigkeit” stellen wir monatlich junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und ihre Arbeiten vor.
Porträt: Katrin Dobersalske
Magisterarbeit “Die rot-grüne Energiewende”
und
Dissertation „Die Energie- und Klimapolitik der Association of Southeast Asian Nations (ASEAN)“
Magisterarbeit
2008, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Dissertation
laufend, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Bonn Sustainability Portal: Liebe Frau Dobersalske, sowohl in Ihrer Magisterarbeit als auch in Ihrer Doktorarbeit beschäftigen Sie sich mit der Thematik der Energiepolitik. Bitte fassen Sie kurz zusammen, welche Themenbereiche Sie untersucht haben bzw. derzeit untersuchen?
Frau Dobersalske: Die Magisterarbeit befasst sich mit der Frage, ob die Regierungsübernahme durch die rot-grüne Koalition 1998 Auswirkungen auf die Förderung nachhaltiger Energienutzung in der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit gehabt hat und welche Schwerpunkte hierbei gelegt wurden. Hintergrund ist die permanente Energiekrise der Entwicklungs- und Schwellenländer bei gleichzeitig steigenden ökologischen und klimatischen Herausforderungen.
In der Promotion gehe ich der Frage nach, wie in der Regionalorganisation der südostasiatischen Staaten (ASEAN) klima- und energiepolitische Fragestellungen thematisiert werden. Die Arbeit untersucht, ob und wie die ASEAN auf die globale Herausforderung der Vereinbarkeit von Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger Energiekrise und dem Klimawandel reagiert. Denn es gilt: Ohne Energie keine Entwicklung. Entwicklung bedarf aber auch einer intakten Umwelt und die Energiegewinnung hat immer einen negativen Effekt auf die Umwelt. Dies ist eine weltweite Herausforderung, aber nicht alle Staaten und Staatenbündnisse reagieren gleichermaßen. In der Arbeit versuche ich insbesondere zu beleuchten, welche Prozesse und Motive auf politischer Ebene relevant sind.
Welches sind die für Sie neuesten/erstaunlichsten Erkenntnisse Ihrer Forschung?
Es war nicht sonderlich überraschend, dass die erstmalige Beteiligung einer ökologischen Partei in der Bundesgeschichte Auswirkungen auf die Energiepolitik hatte. Erstaunlich war aber, mit welchem Tempo und welcher Konsequenz die rot-grüne Bundesregierung vorgegangen ist und sie dabei insbesondere in der Entwicklungszusammenarbeit grundlegende Schwerpunktverlagerungen vorgenommen hat. Klima- und Energiepolitik sind allerdings Themen, die stark von Konjunkturschwankungen abhängig sind. Der Ausstieg aus der Atomkraft durch schwarz-gelb sowie das erneute radikale Umschwenken nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima verdeutlichen das ganz aktuell.
Bisher erstaunt mich im Rahmen meiner Promotionsforschung am meisten die Erkenntnis, dass u.a. eine Umweltkrise wie die Waldbrände in Indonesien einige ASEAN-Mitglieder dazu veranlasst hat, die Prinzipien der Souveränität und der diplomatischen Zurückhaltung in Frage zu stellen. Andererseits sind es vor allem Normen, Regeln und Prinzipien der ASEAN, die eine erfolgreiche Lösung dieses Problems verhindert haben.
Was muss Ihrer Ansicht nach verändert/verbessert werden?
Nachhaltige Entwicklung steht innerhalb komplexer Zusammenhänge – auf nationaler und auf internationaler Ebene. Insgesamt tendieren Wissenschaft und Politik oftmals zu einer sektoralisierten Betrachtungsweise, die aber zu kurz greift. So stehen beispielsweise Energiesysteme in komplexen Wechselwirkungen mit der Umwelt, dem Klima, sozio-kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten. Eine isolierte Betrachtung und Argumentation erfasst die Problematik aber nur unzureichend. Gerade Fragen der kulturellen Akzeptanz und Anpassung werden gerne ausgeklammert und führen zum Scheitern von Projekten.
Die aktuelle Bundesregierung hat mit ihrem Schlingerkurs gezeigt, wie wichtig klare Linien und Bekenntnisse zur Nachhaltigkeit in der Politik sind. Wir werden nicht weiter kommen, wenn wichtige Maßnahmen in jeder Legislaturperiode neu in Frage gestellt werden.
Welchen praktischen Nutzen hat Ihre Arbeit?
Meine Magisterarbeit veranschaulicht einerseits die Zusammenhänge von Energie und Umwelt sowie nachhaltiger Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Andererseits zeigt sie, dass eine Umgestaltung der Energieversorgung ein Prozess ist, der auf internationaler, regionaler und nationaler Ebene verfolgt werden muss und sich eben nicht nur auf die Einführung nationaler Politiken beschränken darf. Gleichzeitig wird verdeutlicht, inwiefern hierfür stabile politische Mehrheiten notwendig sind und welche Hemmnisse sowie Vorbehalte bei solchen Prozessen eine Rolle spielen.
Die Arbeit bietet eine Übersicht über die Problematik von Energie und Entwicklung in Entwicklungs- und Schwellenländern, der internationalen Agenda in diesem Kontext sowie über die nationale Energiepolitik und bilaterale Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Energieversorgung der Bundesrepublik bis zum Jahr 2005.
In Bezug auf meine Doktorarbeit fällt mir die Beantwortung der Frage schon etwas schwerer, allein schon weil die Arbeit noch lange nicht fertig und in weiten Teilen noch sehr theoretisch ist. Ich denke, wenn wir politische Mechanismen und Hindernisse erkennen, ist eine erste Voraussetzung gefunden, wie wir Anpassungen und Veränderungen voranbringen können – zumindest hoffe ich das.
Wo besteht weiterer Forschungsbedarf?
Im Bereich der Nachhaltigen Entwicklung sehe ich noch sehr viel Forschungsbedarf in allen möglichen Disziplinen. Einerseits ist es notwendig zu untersuchen, welche politisch-institutionellen Rahmenbedingungen nachhaltige Energien benötigen. Dazu zählen auch Fragen, die sich mit Bereichen wie der ökologischen Finanzreform oder des green accounting auseinandersetzen. Auf technischer Seite wäre es reizvoll zu schauen, wie Energiesysteme an lokale und kulturelle Rahmenbedingungen besser angepasst werden können.
Was ist Ihr ganz persönlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit?
Ich versuche mittels vieler kleiner Dinge einen Beitrag zu leisten: ich ernähre mich rein vegetarisch, kaufe im Biosupermarkt ein, beziehe Ökostrom.
Neben meiner Promotion arbeite ich derzeit für das Internationale Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Dort organisiere ich u.a. die erste Bonn Summer School on Responsible Business mit, die insbesondere Unternehmer für Nachhaltigkeit sensibilisieren möchte und gemeinsam von der GIZ, dem ZEF, dem DIE und dem IZNE ausgerichtet wird.
Die Magisterarbeit die „rot-grüne Energiewende“ erschien im Rahmen der Bonner Studien zum Globalen Wandel beim Tectum Verlag: Link.
Seit Anfang 2010 promoviert Frau Dobersalske – ebenfalls an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität – im Bereich der Politischen Wissenschaft mit einem Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Bitte kontaktieren Sie uns hier, um mit der Autorin in Kontakt zu treten oder um einen Auszug der Arbeit zu erhalten.