Die Bundesregierung setzt bei der Energiewende vor allem auf Großprojekte der Energie-Monopolisten – und macht damit die Energiewende teurer und langsamer als notwendig.
Die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen von CDU/CSU und FDP legen den Fokus bei der Energiewende auf Großprojekte der Energiemonopolisten (diese Bezeichnung wählte auch der Bundesgerichtshof) – unter völliger Verkennung der Tatsache, dass eine kostengünstige und schnelle Energiewende nur dezentral erfolgen kann.
Dabei ist eine vollständige Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen in allen Flächenländern auf der Basis von Anlagen innerhalb der Grenzen des jeweiligen Landes problemlos möglich. Dies wurde zum Beispiel in einer von EUROSOLAR herausgegebenen Studie in Bezug auf das Industrieland Hessen (Der Weg zum Energieland Hessen – Das Ziel: 100% erneuerbare Energien im Strommarkt in Hessen bis 2025) bereits im Jahr 2008 belegt. Das bisherige Hindernis für eine solche Entwicklung ist – insbesondere in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern – nicht die Finanzierung, sondern die Verhinderungsplanung der jeweiligen (bisherigen) Landesregierungen über die Regionalplanung und die Unterdrückung vor allem der Windenergie. Viele potenzielle Investoren, meist private Investoren und mittelständische Unternehmen suchen zurzeit in Deutschland händeringend nach Standorten für ihre Investition in erneuerbare Energien. Da dabei häufig Technologien aus deutschen, ebenfalls meist mittelständischen Unternehmen zum Einsatz kämen, ist diese Verhinderungs- und Unterdrückungspolitik doppelt wirtschaft- und mittelstandsfeindlich.
Eine dezentrale energieautonome Stromversorgung in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern würde den von den Übertragungsnetzbetreibern verlangten absurd übertriebenen Stromtrassenausbau (Behauptung: 4.500 km, realistisch: 250 km) obsolet machen. Dadurch würden übrigens auch die erheblichen Netztransportverluste wegfallen (rund 10% von Schleswig-Holstein bis Bayern). Vor allem aber wäre eine dezentrale Stromversorgung volkswirtschaftlich günstiger als ein krampfhaftes Festhalten an zentralistischen Versorgungsstrukturen. Schließlich entfallen in diesem Falle nicht nur die erheblichen (Übertragungs-)Netzkosten, sondern auch die höheren Kosten für Offshore-Windstrom im Gegensatz zu Onshore-Windstrom (z. B. aus deutschen Mittelgebirgen).
Teurer würde die Energiewende nicht nur durch die Fokussierung auf Offshore-Windkraft, sondern auch durch das Festhalten am Neubau von großen Kohlekraftwerken. Diese sind nicht regelbar und passen damit nicht in den technisch notwendigen erneuerbaren Energiemix. Entweder verdrängt der Kohlestrom den aus erneuerbaren Energien gewonnen Strom aus dem Netz und behindert damit massiv den Ausbau der erneuerbaren Energien oder die Kohlekraftwerke stehen häufig still oder müssen weit unterhalb ihres Optimums laufen (siehe auch Gutachten “Wege zur 100% erneuerbaren Stromversorgung” des Sachverständigenrats für Umweltfragen). Wir sollten es gar nicht so weit kommen lassen, auszutesten, wer sich in diesem Konfliktfall dann durchsetzt. So oder so käme es zu volkswirtschaftlich nicht vertretbaren Fehlinvestitionen. Dies gilt im Übrigen auch für die weder technisch ausgereifte noch wegen ihrer möglicherweise erheblich nachteiligen Folgen für Mensch und Umwelt und den damit verbundenen möglichen weiteren volkswirtschaftlichen Schäden nicht tragbare CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage, Kohlendioxidverpressung unter die Erde).
Darüber hinaus betreibt die Bundesregierung ein Verwirrspiel um die angeblichen Kosten der Energiewende. Hierbei werden – zudem übertriebene – Vollkosten auf der Basis der heutigen technischen Anlagen zur Umwandlung von erneuerbaren Energien gegen die – zudem untertriebenen – aktuellen Energiepreise gegengerechnet. Ganz so, als würden die Preise für erneuerbare Energien nicht weiter sinken und die Preise für fossile und atomare Energien nicht weiter steigen. Tatsächlich ist es aber bereits heute schon so, dass der Windstrom an der Strombörse EEX häufig preisdämpfend wirkt (Merit-Order-Effekt). Während der Einkaufspreis für Strom an der EEX in den letzten zehn Jahren um rund 60% gestiegen ist, sind die Preise für EE-Strom kontinuierlich gefallen. Diese Entwicklungen werden sich fortsetzen. Ohne Energiewende wird der Strompreis 2030 sogar höher liegen als mit Energiewende – und bei Aufrechterhaltung der Monopolstrukturen höher als bei einer dezentralen mittelständischen Energiewende.
Wir erwarten von der Bundesregierung und von den sie tragenden Parteien, dass sie sich aus der Babylonischen Gefangenschaft der Energiemonopolisten befreit. Wir erwarten einen wirtschafts- und mittelstandsfreundlichen Kurs zu einer dezentralen Energiewende im Sinne des pragmatischen Konzepts der Energieautonomie. Nur so kann die Energiewende schnell, kostengünstig und ohne volkswirtschaftliche Verwerfungen umgesetzt werden. Nur eine solche Strategie garantiert Versorgungssicherheit und stabile und bezahlbare Energiepreise auch über das Jahr 2030 hinaus. Jede weitere Verzögerung verursacht weitere volkswirtschaftliche Schäden.
Stephan Grüger, Mitglied des Vorstands der deutschen Sektion von EUROSOLAR e.V.
PressemitteilungDie Bundesregierung setzt bei der Energiewende vor allem auf Großprojekte der Energie-Monopolisten – und macht damit die Energiewende teurer und langsamer als notwendig.
Die Bundesregierung und die sie tragenden Fraktionen von CDU/CSU und FDP legen den Fokus bei der Energiewende auf Großprojekte der Energiemonopolisten (diese Bezeichnung wählte auch der Bundesgerichtshof) – unter völliger Verkennung der Tatsache, dass eine kostengünstige und schnelle Energiewende nur dezentral erfolgen kann.
Dabei ist eine vollständige Stromversorgung aus erneuerbaren Energiequellen in allen Flächenländern auf der Basis von Anlagen innerhalb der Grenzen des jeweiligen Landes problemlos möglich. Dies wurde zum Beispiel in einer von EUROSOLAR herausgegebenen Studie in Bezug auf das Industrieland Hessen (Der Weg zum Energieland Hessen – Das Ziel: 100% erneuerbare Energien im Strommarkt in Hessen bis 2025) bereits im Jahr 2008 belegt. Das bisherige Hindernis für eine solche Entwicklung ist – insbesondere in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern – nicht die Finanzierung, sondern die Verhinderungsplanung der jeweiligen (bisherigen) Landesregierungen über die Regionalplanung und die Unterdrückung vor allem der Windenergie. Viele potenzielle Investoren, meist private Investoren und mittelständische Unternehmen suchen zurzeit in Deutschland händeringend nach Standorten für ihre Investition in erneuerbare Energien. Da dabei häufig Technologien aus deutschen, ebenfalls meist mittelständischen Unternehmen zum Einsatz kämen, ist diese Verhinderungs- und Unterdrückungspolitik doppelt wirtschaft- und mittelstandsfeindlich.
Eine dezentrale energieautonome Stromversorgung in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern würde den von den Übertragungsnetzbetreibern verlangten absurd übertriebenen Stromtrassenausbau (Behauptung: 4.500 km, realistisch: 250 km) obsolet machen. Dadurch würden übrigens auch die erheblichen Netztransportverluste wegfallen (rund 10% von Schleswig-Holstein bis Bayern). Vor allem aber wäre eine dezentrale Stromversorgung volkswirtschaftlich günstiger als ein krampfhaftes Festhalten an zentralistischen Versorgungsstrukturen. Schließlich entfallen in diesem Falle nicht nur die erheblichen (Übertragungs-)Netzkosten, sondern auch die höheren Kosten für Offshore-Windstrom im Gegensatz zu Onshore-Windstrom (z. B. aus deutschen Mittelgebirgen).
Teurer würde die Energiewende nicht nur durch die Fokussierung auf Offshore-Windkraft, sondern auch durch das Festhalten am Neubau von großen Kohlekraftwerken. Diese sind nicht regelbar und passen damit nicht in den technisch notwendigen erneuerbaren Energiemix. Entweder verdrängt der Kohlestrom den aus erneuerbaren Energien gewonnen Strom aus dem Netz und behindert damit massiv den Ausbau der erneuerbaren Energien oder die Kohlekraftwerke stehen häufig still oder müssen weit unterhalb ihres Optimums laufen (siehe auch Gutachten “Wege zur 100% erneuerbaren Stromversorgung” des Sachverständigenrats für Umweltfragen). Wir sollten es gar nicht so weit kommen lassen, auszutesten, wer sich in diesem Konfliktfall dann durchsetzt. So oder so käme es zu volkswirtschaftlich nicht vertretbaren Fehlinvestitionen. Dies gilt im Übrigen auch für die weder technisch ausgereifte noch wegen ihrer möglicherweise erheblich nachteiligen Folgen für Mensch und Umwelt und den damit verbundenen möglichen weiteren volkswirtschaftlichen Schäden nicht tragbare CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage, Kohlendioxidverpressung unter die Erde).
Darüber hinaus betreibt die Bundesregierung ein Verwirrspiel um die angeblichen Kosten der Energiewende. Hierbei werden – zudem übertriebene – Vollkosten auf der Basis der heutigen technischen Anlagen zur Umwandlung von erneuerbaren Energien gegen die – zudem untertriebenen – aktuellen Energiepreise gegengerechnet. Ganz so, als würden die Preise für erneuerbare Energien nicht weiter sinken und die Preise für fossile und atomare Energien nicht weiter steigen. Tatsächlich ist es aber bereits heute schon so, dass der Windstrom an der Strombörse EEX häufig preisdämpfend wirkt (Merit-Order-Effekt). Während der Einkaufspreis für Strom an der EEX in den letzten zehn Jahren um rund 60% gestiegen ist, sind die Preise für EE-Strom kontinuierlich gefallen. Diese Entwicklungen werden sich fortsetzen. Ohne Energiewende wird der Strompreis 2030 sogar höher liegen als mit Energiewende – und bei Aufrechterhaltung der Monopolstrukturen höher als bei einer dezentralen mittelständischen Energiewende.
Wir erwarten von der Bundesregierung und von den sie tragenden Parteien, dass sie sich aus der Babylonischen Gefangenschaft der Energiemonopolisten befreit. Wir erwarten einen wirtschafts- und mittelstandsfreundlichen Kurs zu einer dezentralen Energiewende im Sinne des pragmatischen Konzepts der Energieautonomie. Nur so kann die Energiewende schnell, kostengünstig und ohne volkswirtschaftliche Verwerfungen umgesetzt werden. Nur eine solche Strategie garantiert Versorgungssicherheit und stabile und bezahlbare Energiepreise auch über das Jahr 2030 hinaus. Jede weitere Verzögerung verursacht weitere volkswirtschaftliche Schäden.
Stephan Grüger, Mitglied des Vorstands der deutschen Sektion von EUROSOLAR e.V.