Vorstellung und Diskussion des Buches “Dead Aid” von Dambisa Moyo

    Am gestrigen Montag (15.03.2010) hat die Welthungerhilfe eingeladen, um gemeinsam mit Prof. Dr. Theo Rauch vom Institut für Geographische Wissenschaften der Freien Universität Berlin, das Buch von Dambisa Moyo „Dead Aid – Why aid is not working and how there is another way for Africa“ vorzustellen und zu diskutieren.

    In ihrem 2009 erschienenen Buch beschreibt Moyo die Entwicklungshilfe als ein nicht endendes Disaster, sowohl in politischer, als auch in ökonomischer und humanitärer Hinsicht. Es sei bisher keiner praktizierten Entwicklungsstrategie gelungen, die Situation in den Entwicklungsländern und insbesondere in Afrika zu verbessern. Den Grundstock des Scheiternsder westlichen Entwicklungshilfe sieht Moyo in der Art der Finanzierung. In ihrem Buch legt sie dar, dass eine von außen gerichtete öffentliche Finanzierung nicht zu Good Governance und mehr Wirtschaftswachstum führen könne, da die Regierungen der unterstützten Länder entmündigt und von den Entwicklungsgeldern in Abhängigkeit gebracht würden. Darüber hinaus verstärkten die von außen eingebrachten Entwicklungsgelder die Korruption im Land und verhinderten den Wunsch zur Selbsthilfe. Moyo beschreibt in ihrem Buch einen Teufelskreis, in dem das Wirtschaftswachstum eines Landes ausbleibt, weil aufgrund der Entwicklungshilfe keine ausländischen Kapitalanleger investieren würden. Dies führe zu weiterer Armut und diese zu einer weiteren Verstärkung der Entwicklungshilfe. Moyo vertritt daher die These, die Entwicklungszusammenarbeit, mit Ausnahme von Not- und Katastrophenhilfe, stufenweise innerhalb von 5 Jahren abzuschaffen. An die Stelle der Entwicklungszusammenarbeit trete dann der Freihandel. Die Orientierung am Weltmarkt würde zu mehr Good Governance und diese wiederum zu mehr privaten Direktinvestitionen führen, welche dauerhaft die Kapitalmärkte in Afrika stärken und die Entwicklung fördern würden.

    Laut Rauch spricht das Buch von Moyo eine Problematik der Entwicklungshilfe an, der sich in der Vergangenheit bereits andere Autoren, wie P. Bauer (1982) und M. Nitsch (1982) zugewendet haben. Allerdings weise dieses Buch, trotz der heftigen medialen Debatte, die es in Deutschland und auch in anderen Ländern ausgelöst hat, einige große Schwachstellen auf. Als einen der größten Kritikpunkte nannte Rauch die unzureichend dargestellte Differenziertheit der langjährigen Debatte über die Wirkungen und die Messbarkeit der „Hilfe zur Selbsthilfe“, die auch und vor allem innerhalb der Entwicklunghilfeorganisationen geführt wird. Eben diese Debatte hätte dazu geführt, dass mit der Paris Declaration on Aid Effectiveness die Effizienz von öffentlicher Entwicklungshilfe (ODA) erhöht und ihre Wirksamkeit nachvollziehbarer gemacht werden konnte.

    Als zweiten Kritikpunkt führte Rauch die argumentativen Schwächen des Buches auf. Die Aussage, dass Entwicklungshilfe das Wirtschaftswachstum der unterstützten Länder hemme, führt er auf falsche Korrelationen Moyos zurück. Es sei vielmehr der Fall, dass Entwicklungshilfe vorwiegend in den Ländern geleistet werde, in denen ein geringes Wirtschaftswachstum vorherrsche.

    Bezugnehmend auf die Hauptthese Moyos sagte Rauch, dass insbesondere die Finanzkrise von 2008 gezeigt habe, dass Kapitalmärkte keine sicherere Finanzierungsquelle für öffentliche Aufgaben seien und „Dead Trade“ keine tragbare Alternative zur Enwicklungshilfe bieten könne. Moyos Strategie der „Marktwirtschaft pur“ aufgreifend wies er darauf hin, dass Privatinvestitionen wesentlich korruptionsanfälliger als ODAs sind und daher nicht zur Bekämpfung der Korruption in einem Land beitragen könnten. Die Idee, dass die Marktwirtschaft allein automatisch zu einer guten Regierungsführung in den afrikanischen Ländern führe sei daher falsch. Des Weiteren betonte Rauch, dass der freie Handel die Rohstoffabhängigkeit in Afrika weiter verstärken würde.

    Als Lösungsansätze schlug Rauch daher sowohl Ko-Finanzierungssysteme als auch Fonds für die Zivilgesellschaft als alternative Finanzierungskanäle vor. Die Ko-Finanzierungssysteme für nationale Programme beinhalten einen signifikanten Eigenbeitrag der Partnerorganisationen in den Entwicklungsländern sowie realistische leistungsbezogene Kriterien, die die Messbarkeit der Wirkung gewährleisten.

    In der anschließenden Publikumsdiskussion wurde das Hauptproblem der bisherigen Entwicklungshilfe aufgegriffen. Das Eigeninteresse aller Akteure in der Entwicklungshilfe behindere letztendlich die eigenen Erfolge, denn laut Rauch sei „niemand stolz darauf, sich überflüssig gemacht zu haben.“ Ganz abgesehen davon seien die finanziellen Folgen der völligen Unabhängigkeit Afrikas von der Entwicklungshilfe für die Geberorganisationen gravierend. Daher würden westliche Organisationen eher auf „Zweck-Optimismus“ setzen, als einen fragwürdigen Auftrag abzulehnen. Auch auf Seiten der Entwicklungsländer gebe es Regierungen, die nur ein geringes Eigeninteresse an Entwicklung hätten, da sie nur ungern auf die finanzielle Unterstützung von außen verzichten möchten.

    Fazit der Diskussion: Die Strukturen der Entwicklungshilfe lassen sich nur schwer ändern. Trotzdem hat sie ihre Berechtigung, da es keinen Ersatz für die Entwicklungshilfe im Bezug auf die Finanzierung öffentlicher Aufgaben in den Entwicklungsländern gibt. Das Buch „Dead Aid“ von Dambisa Moyo ist trotz der Schwachstellen und unzureichenden Lösungsansätze weiterzuempfehlen, da es die Kernprobleme der Entwicklungszusammenarbeit anspricht und zum Weiterdenken anregt.

    Bericht: Miriam Zeh, EADI
    Am gestrigen Montag (15.03.2010) hat die Welthungerhilfe eingeladen, um gemeinsam mit Prof. Dr. Theo Rauch vom Institut für Geographische Wissenschaften der Freien Universität Berlin, das Buch von Dambisa Moyo „Dead Aid – Why aid is not working and how there is another way for Africa“ vorzustellen und zu diskutieren.

    In ihrem 2009 erschienenen Buch beschreibt Moyo die Entwicklungshilfe als ein nicht endendes Disaster, sowohl in politischer, als auch in ökonomischer und humanitärer Hinsicht. Es sei bisher keiner praktizierten Entwicklungsstrategie gelungen, die Situation in den Entwicklungsländern und insbesondere in Afrika zu verbessern. Den Grundstock des Scheiternsder westlichen Entwicklungshilfe sieht Moyo in der Art der Finanzierung. In ihrem Buch legt sie dar, dass eine von außen gerichtete öffentliche Finanzierung nicht zu Good Governance und mehr Wirtschaftswachstum führen könne, da die Regierungen der unterstützten Länder entmündigt und von den Entwicklungsgeldern in Abhängigkeit gebracht würden. Darüber hinaus verstärkten die von außen eingebrachten Entwicklungsgelder die Korruption im Land und verhinderten den Wunsch zur Selbsthilfe. Moyo beschreibt in ihrem Buch einen Teufelskreis, in dem das Wirtschaftswachstum eines Landes ausbleibt, weil aufgrund der Entwicklungshilfe keine ausländischen Kapitalanleger investieren würden. Dies führe zu weiterer Armut und diese zu einer weiteren Verstärkung der Entwicklungshilfe. Moyo vertritt daher die These, die Entwicklungszusammenarbeit, mit Ausnahme von Not- und Katastrophenhilfe, stufenweise innerhalb von 5 Jahren abzuschaffen. An die Stelle der Entwicklungszusammenarbeit trete dann der Freihandel. Die Orientierung am Weltmarkt würde zu mehr Good Governance und diese wiederum zu mehr privaten Direktinvestitionen führen, welche dauerhaft die Kapitalmärkte in Afrika stärken und die Entwicklung fördern würden.

    Laut Rauch spricht das Buch von Moyo eine Problematik der Entwicklungshilfe an, der sich in der Vergangenheit bereits andere Autoren, wie P. Bauer (1982) und M. Nitsch (1982) zugewendet haben. Allerdings weise dieses Buch, trotz der heftigen medialen Debatte, die es in Deutschland und auch in anderen Ländern ausgelöst hat, einige große Schwachstellen auf. Als einen der größten Kritikpunkte nannte Rauch die unzureichend dargestellte Differenziertheit der langjährigen Debatte über die Wirkungen und die Messbarkeit der „Hilfe zur Selbsthilfe“, die auch und vor allem innerhalb der Entwicklunghilfeorganisationen geführt wird. Eben diese Debatte hätte dazu geführt, dass mit der Paris Declaration on Aid Effectiveness die Effizienz von öffentlicher Entwicklungshilfe (ODA) erhöht und ihre Wirksamkeit nachvollziehbarer gemacht werden konnte.

    Als zweiten Kritikpunkt führte Rauch die argumentativen Schwächen des Buches auf. Die Aussage, dass Entwicklungshilfe das Wirtschaftswachstum der unterstützten Länder hemme, führt er auf falsche Korrelationen Moyos zurück. Es sei vielmehr der Fall, dass Entwicklungshilfe vorwiegend in den Ländern geleistet werde, in denen ein geringes Wirtschaftswachstum vorherrsche.

    Bezugnehmend auf die Hauptthese Moyos sagte Rauch, dass insbesondere die Finanzkrise von 2008 gezeigt habe, dass Kapitalmärkte keine sicherere Finanzierungsquelle für öffentliche Aufgaben seien und „Dead Trade“ keine tragbare Alternative zur Enwicklungshilfe bieten könne. Moyos Strategie der „Marktwirtschaft pur“ aufgreifend wies er darauf hin, dass Privatinvestitionen wesentlich korruptionsanfälliger als ODAs sind und daher nicht zur Bekämpfung der Korruption in einem Land beitragen könnten. Die Idee, dass die Marktwirtschaft allein automatisch zu einer guten Regierungsführung in den afrikanischen Ländern führe sei daher falsch. Des Weiteren betonte Rauch, dass der freie Handel die Rohstoffabhängigkeit in Afrika weiter verstärken würde.

    Als Lösungsansätze schlug Rauch daher sowohl Ko-Finanzierungssysteme als auch Fonds für die Zivilgesellschaft als alternative Finanzierungskanäle vor. Die Ko-Finanzierungssysteme für nationale Programme beinhalten einen signifikanten Eigenbeitrag der Partnerorganisationen in den Entwicklungsländern sowie realistische leistungsbezogene Kriterien, die die Messbarkeit der Wirkung gewährleisten.

    In der anschließenden Publikumsdiskussion wurde das Hauptproblem der bisherigen Entwicklungshilfe aufgegriffen. Das Eigeninteresse aller Akteure in der Entwicklungshilfe behindere letztendlich die eigenen Erfolge, denn laut Rauch sei „niemand stolz darauf, sich überflüssig gemacht zu haben.“ Ganz abgesehen davon seien die finanziellen Folgen der völligen Unabhängigkeit Afrikas von der Entwicklungshilfe für die Geberorganisationen gravierend. Daher würden westliche Organisationen eher auf „Zweck-Optimismus“ setzen, als einen fragwürdigen Auftrag abzulehnen. Auch auf Seiten der Entwicklungsländer gebe es Regierungen, die nur ein geringes Eigeninteresse an Entwicklung hätten, da sie nur ungern auf die finanzielle Unterstützung von außen verzichten möchten.

    Fazit der Diskussion: Die Strukturen der Entwicklungshilfe lassen sich nur schwer ändern. Trotzdem hat sie ihre Berechtigung, da es keinen Ersatz für die Entwicklungshilfe im Bezug auf die Finanzierung öffentlicher Aufgaben in den Entwicklungsländern gibt. Das Buch „Dead Aid“ von Dambisa Moyo ist trotz der Schwachstellen und unzureichenden Lösungsansätze weiterzuempfehlen, da es die Kernprobleme der Entwicklungszusammenarbeit anspricht und zum Weiterdenken anregt.

    Bericht: Miriam Zeh, EADI