AGDF: Pazifismus – aktuell und unverzichtbar

1901 wurde von dem französischen Notar und Präsidenten der „Internationalen Liga des Friedens und der Freiheit“ Émile Arnaud erstmals in einer belgischen Zeitung der Begriff „Pazifismus“ verwendet. 115 Jahre später fragten sich in Heidelberg gut dreißig Vertreterinnen und Vertreter aus der Friedenspraxis, der Friedensbewegung und der Friedensforschung, wie aktuell heute eine Haltung ist, die den Krieg prinzipiell ablehnt, sich für gewaltfreie Wege der Krisenprävention und der Konfliktbearbeitung einsetzt und die Bedingungen für eine friedlichere und gerechtere Welt anstrebt. „Pazifismus auf neuen Wegen?“, so das Thema der „Heidelberger Gespräche 2016“, einer gemeinsamen Studientagung der evangelischen Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und der Forschungsstätte der evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg.

„Pazifismus bewährt sich in der konkreten Friedensarbeit“, so formulierte Jan Gildemeister, der AGDFGeschäftsführer, ein Ergebnis dieser Tagung. So hätten die Berichte von sechs Friedensorganisationen deutlich gemacht, wie deren Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten stets den pazifistischen Idealen treu geblieben sei, gleichzeitig immer wieder auch ein neuer Rückbezug auf die Gründungsziele erfolgte. „Und unsere Mitglieder reagierten stets auch auf gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen und neue Herausforderungen, und sie reflektierten kontinuierlich ihre eigene Praxis“, so Gildemeister. Dabei hätten die Stimmen und Anregungen der internationalen Partner eine besondere, in neuster Zeit eher wachsende Bedeutung gehabt, fügte der AGDF-Geschäftsführer hinzu.

Doch Heidelberg richtete den Blick auch nach vorne. „In Zukunft ist für die christlichen Friedensdienste wichtig, sich verstärkt in die aktuellen Debatten einzumischen“, machte der Genfer Journalist Andreas Zumach deutlich. Er gehörte in den 1980er-Jahren zu den führenden Vertretern der deutschen Friedensbewegung. Zumach wies in Heidelberg beispielsweise hin auf die friedenspolitische Bedeutung der aktuellen Diskussion um die Umsetzung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Goals“ – SDG´s). Eine weitere Aufgabe eines wirksamen Pazifismus sei zudem, immer wieder auch die Zweckmäßigkeit militärischer Interventionen zu hinterfragen. „Der sogenannte Krieg gegen den Terrorismus ist gemessen an den selbst gesetzten Zielen nach 15 Jahren restlos gescheitert, die Zahl der Opfer, die weitere Radikalisierung islamistischer Gruppen und die geografische Ausdehnung sind groß und es gibt keine Hoffnung, dass die Schlacht erfolgreich sein könnte“, mahnte Zumach in Heidelberg.

Bei der Studientagung in Heidelberg bestand bei den Friedensgruppen und Friedensverbänden Einvernehmen, dass die gewaltfreien Handlungsmöglichkeiten noch besser in der Öffentlichkeit vermittelt werden müssten. Ebenso gehörten die Ursachen von Gewalt stärker in den Fokus, auch in der deutschen Debatte. „Doch für Pazifisten bedeutet es zuweilen, eben angesichts komplexer Konfliktlagen und brutaler Handlungslogiken wie die des IS, die eigene Ratlosigkeit und Ohnmacht einzugestehen“, bekannte Jan Gildemeister. Es bleibe ein Ringen um die Frage, wie Menschenrechte weltweit bewahrt werden könnten und ob unter klar definierten Voraussetzungen neben den gewaltfreien Handlungsmöglichkeiten auch die Nothilfe einer UN-Polizei nützlich sein könnte. „Der prophetisch-religiöse Pazifismus ist notwendig, und der politischpragmatische Pazifismus muss aufpassen, nicht auf Abwege zu geraten und militärische Interventionen zu rechtfertigen“, fasste Horst Scheffler, der AGDF-Vorsitzende, am Ende der Tagung zusammen.

Corinna Hauswedell von der FEST in Heidelberg nannte als Beispiele, mit denen sich pazifistisch begründete Wissenschaft gegenwärtig in den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern einbringe, unter anderem die Forschungsprojekte zur „Friedensethik“ und zu „Just Policing“, die Zusammenarbeit im Friedensgutachten sowie eine Debatte über verantwortungsvoll vermittelnde Diplomatie und Dialogprozesse im Mittleren Osten.

Quelle: Verein für Friedensarbeit im Raum der EKD, 28.04.20161901 wurde von dem französischen Notar und Präsidenten der „Internationalen Liga des Friedens und der Freiheit“ Émile Arnaud erstmals in einer belgischen Zeitung der Begriff „Pazifismus“ verwendet. 115 Jahre später fragten sich in Heidelberg gut dreißig Vertreterinnen und Vertreter aus der Friedenspraxis, der Friedensbewegung und der Friedensforschung, wie aktuell heute eine Haltung ist, die den Krieg prinzipiell ablehnt, sich für gewaltfreie Wege der Krisenprävention und der Konfliktbearbeitung einsetzt und die Bedingungen für eine friedlichere und gerechtere Welt anstrebt. „Pazifismus auf neuen Wegen?“, so das Thema der „Heidelberger Gespräche 2016“, einer gemeinsamen Studientagung der evangelischen Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und der Forschungsstätte der evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg.

„Pazifismus bewährt sich in der konkreten Friedensarbeit“, so formulierte Jan Gildemeister, der AGDFGeschäftsführer, ein Ergebnis dieser Tagung. So hätten die Berichte von sechs Friedensorganisationen deutlich gemacht, wie deren Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten stets den pazifistischen Idealen treu geblieben sei, gleichzeitig immer wieder auch ein neuer Rückbezug auf die Gründungsziele erfolgte. „Und unsere Mitglieder reagierten stets auch auf gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen und neue Herausforderungen, und sie reflektierten kontinuierlich ihre eigene Praxis“, so Gildemeister. Dabei hätten die Stimmen und Anregungen der internationalen Partner eine besondere, in neuster Zeit eher wachsende Bedeutung gehabt, fügte der AGDF-Geschäftsführer hinzu.

Doch Heidelberg richtete den Blick auch nach vorne. „In Zukunft ist für die christlichen Friedensdienste wichtig, sich verstärkt in die aktuellen Debatten einzumischen“, machte der Genfer Journalist Andreas Zumach deutlich. Er gehörte in den 1980er-Jahren zu den führenden Vertretern der deutschen Friedensbewegung. Zumach wies in Heidelberg beispielsweise hin auf die friedenspolitische Bedeutung der aktuellen Diskussion um die Umsetzung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung („Sustainable Development Goals“ – SDG´s). Eine weitere Aufgabe eines wirksamen Pazifismus sei zudem, immer wieder auch die Zweckmäßigkeit militärischer Interventionen zu hinterfragen. „Der sogenannte Krieg gegen den Terrorismus ist gemessen an den selbst gesetzten Zielen nach 15 Jahren restlos gescheitert, die Zahl der Opfer, die weitere Radikalisierung islamistischer Gruppen und die geografische Ausdehnung sind groß und es gibt keine Hoffnung, dass die Schlacht erfolgreich sein könnte“, mahnte Zumach in Heidelberg.

Bei der Studientagung in Heidelberg bestand bei den Friedensgruppen und Friedensverbänden Einvernehmen, dass die gewaltfreien Handlungsmöglichkeiten noch besser in der Öffentlichkeit vermittelt werden müssten. Ebenso gehörten die Ursachen von Gewalt stärker in den Fokus, auch in der deutschen Debatte. „Doch für Pazifisten bedeutet es zuweilen, eben angesichts komplexer Konfliktlagen und brutaler Handlungslogiken wie die des IS, die eigene Ratlosigkeit und Ohnmacht einzugestehen“, bekannte Jan Gildemeister. Es bleibe ein Ringen um die Frage, wie Menschenrechte weltweit bewahrt werden könnten und ob unter klar definierten Voraussetzungen neben den gewaltfreien Handlungsmöglichkeiten auch die Nothilfe einer UN-Polizei nützlich sein könnte. „Der prophetisch-religiöse Pazifismus ist notwendig, und der politischpragmatische Pazifismus muss aufpassen, nicht auf Abwege zu geraten und militärische Interventionen zu rechtfertigen“, fasste Horst Scheffler, der AGDF-Vorsitzende, am Ende der Tagung zusammen.

Corinna Hauswedell von der FEST in Heidelberg nannte als Beispiele, mit denen sich pazifistisch begründete Wissenschaft gegenwärtig in den Dialog mit politischen Entscheidungsträgern einbringe, unter anderem die Forschungsprojekte zur „Friedensethik“ und zu „Just Policing“, die Zusammenarbeit im Friedensgutachten sowie eine Debatte über verantwortungsvoll vermittelnde Diplomatie und Dialogprozesse im Mittleren Osten.

Quelle: Verein für Friedensarbeit im Raum der EKD, 28.04.2016