Portal Globales Lernen: Newsletter zum Thema „Postwachstum: Wie wollen wir leben?“

Seit einigen Jahren ist das Konzept Buen Vivir (das gute Leben), das in Lateinamerika entwickelt wurde, auch hier in der europäischen Postwachstumsszene in aller Munde. Vor allem in den Andenländern Bolivien, Peru und Ecuador stellen indigene und kapitalismuskritische Bewegungen das gute Leben dem westlichen Entwicklungsmodell gegenüber, in dem Wirtschaftswachstum und Konsum im Zentrum stehen. In diesem neuen Lebensentwurf geht es stattdessen um eine harmonische Beziehung der Gesellschaften mit der Natur.

Im Gegensatz dazu richten sich die lateinamerikanischen Ökonomien traditionell auf die Ausbeutung der Natur und den Export von Rohstoffen aus. In den letzten Jahren hat sich diese Tendenz sogar noch verstärkt – mit katastrophalen Folgen für die Umwelt: Riesige Krater vom Kohleabbau an der Karibikküste Kolumbiens erinnern an Mondlandschaften, Flüsse in Peru und Zentralamerika sind mit Schwermetallen verseucht und die Bergbauprojekte im Amazonasgebiet Brasiliens vernichten scheinbar unaufhaltsam die Biodiversität.

Viele betroffene Gemeinden wollen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen nicht länger hinnehmen. „Nein zum Bergbau! Ja zum Leben!“ ist ein Kampfruf, den sie immer wieder bei Protestmärschen gegen die Konzerne skandieren. Die Staaten zeigen wenig Verständnis für den Widerstand und reagieren mit Repression und Kriminalisierung. Die Folge sind immer heftigere Konfrontationen zwischen den staatlichen und privaten Sicherheitskräften und den Gemeinden. Das Dokumentationszentrum Obsveratorio de Conflictos Mineros en América Latina zählt aktuell 173 Bergbaukonflikte in der Region. In einigen Fällen konnten sich gut organisierte Gemeinden aber erfolgreich gegen die Konzerne zur Wehr setzen. Ein besonders ermutigendes Beispiel ist die Organisation CRIPDES in El Salvador, die bereits in zwei Gemeinden Volksbefragungen gegen den Goldabbau durchgeführt hat. In beiden Fällen sprach sich die Bevölkerung mit mehr als 95 % gegen den Bergbau aus.

Was können wir hier in Europa von diesen Widerstandsbewegungen lernen? Vor allem Eines: Eine kritische Haltung gegenüber dem Wachstumsdenken beinhaltet nicht nur individuellen Verzicht beim Konsum, sondern auch das gemeinsame Sich-Einsetzen für einen globalen Wandel. Mit der Kampagne „Stop Mad Mining“ setzt sich die Christliche Initiative Romero deshalb mit elf weiteren europäischen Organisationen für verbindliche Regelungen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards im Rohstoffsektor ein.

Ein erster Schritt ist, dass Unternehmen durch eine neue EU-Verordnung zu Konfliktmineralien zukünftig menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einhalten, wie sie auch in den UN Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte festgelegt sind. Langfristig müssen aber auch der Verbrauch reduziert und die globalen Ressourcen gerechter verteilt werden. Diese Zusammenhänge und Herausforderungen mögen komplex erscheinen. Dennoch müssen sowohl die Probleme der „Wachstumsökonomien“ als auch ihre Folgen auf Mensch und Umwelt ein essentieller Bestandteil jeglicher Bildungsarbeit sein.

Im neuen Newsletter Eine Welt Internet Konferenz (Ausgabe Juli/August 2015) des Portals Globales Lernen werden Informationen und Materialien vorgestellt, welche die Möglichkeit bieten, sich sowohl mit SchülerInnen als auch mit Erwachsenen mit diesen Themen auseinander zu setzen.

Quelle: Christian Wimberger (CIR/EWIK-Mitglied), Newsletter Eine Welt Internet Konferenz Ausg. Juli/August 2015 – Der Infodienst des Portals Globales Lernen vom 30.07.2015Seit einigen Jahren ist das Konzept Buen Vivir (das gute Leben), das in Lateinamerika entwickelt wurde, auch hier in der europäischen Postwachstumsszene in aller Munde. Vor allem in den Andenländern Bolivien, Peru und Ecuador stellen indigene und kapitalismuskritische Bewegungen das gute Leben dem westlichen Entwicklungsmodell gegenüber, in dem Wirtschaftswachstum und Konsum im Zentrum stehen. In diesem neuen Lebensentwurf geht es stattdessen um eine harmonische Beziehung der Gesellschaften mit der Natur.

Im Gegensatz dazu richten sich die lateinamerikanischen Ökonomien traditionell auf die Ausbeutung der Natur und den Export von Rohstoffen aus. In den letzten Jahren hat sich diese Tendenz sogar noch verstärkt – mit katastrophalen Folgen für die Umwelt: Riesige Krater vom Kohleabbau an der Karibikküste Kolumbiens erinnern an Mondlandschaften, Flüsse in Peru und Zentralamerika sind mit Schwermetallen verseucht und die Bergbauprojekte im Amazonasgebiet Brasiliens vernichten scheinbar unaufhaltsam die Biodiversität.

Viele betroffene Gemeinden wollen die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen nicht länger hinnehmen. „Nein zum Bergbau! Ja zum Leben!“ ist ein Kampfruf, den sie immer wieder bei Protestmärschen gegen die Konzerne skandieren. Die Staaten zeigen wenig Verständnis für den Widerstand und reagieren mit Repression und Kriminalisierung. Die Folge sind immer heftigere Konfrontationen zwischen den staatlichen und privaten Sicherheitskräften und den Gemeinden. Das Dokumentationszentrum Obsveratorio de Conflictos Mineros en América Latina zählt aktuell 173 Bergbaukonflikte in der Region. In einigen Fällen konnten sich gut organisierte Gemeinden aber erfolgreich gegen die Konzerne zur Wehr setzen. Ein besonders ermutigendes Beispiel ist die Organisation CRIPDES in El Salvador, die bereits in zwei Gemeinden Volksbefragungen gegen den Goldabbau durchgeführt hat. In beiden Fällen sprach sich die Bevölkerung mit mehr als 95 % gegen den Bergbau aus.

Was können wir hier in Europa von diesen Widerstandsbewegungen lernen? Vor allem Eines: Eine kritische Haltung gegenüber dem Wachstumsdenken beinhaltet nicht nur individuellen Verzicht beim Konsum, sondern auch das gemeinsame Sich-Einsetzen für einen globalen Wandel. Mit der Kampagne „Stop Mad Mining“ setzt sich die Christliche Initiative Romero deshalb mit elf weiteren europäischen Organisationen für verbindliche Regelungen zur Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards im Rohstoffsektor ein.

Ein erster Schritt ist, dass Unternehmen durch eine neue EU-Verordnung zu Konfliktmineralien zukünftig menschenrechtliche Sorgfaltspflichten einhalten, wie sie auch in den UN Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte festgelegt sind. Langfristig müssen aber auch der Verbrauch reduziert und die globalen Ressourcen gerechter verteilt werden. Diese Zusammenhänge und Herausforderungen mögen komplex erscheinen. Dennoch müssen sowohl die Probleme der „Wachstumsökonomien“ als auch ihre Folgen auf Mensch und Umwelt ein essentieller Bestandteil jeglicher Bildungsarbeit sein.

Im neuen Newsletter Eine Welt Internet Konferenz (Ausgabe Juli/August 2015) des Portals Globales Lernen werden Informationen und Materialien vorgestellt, welche die Möglichkeit bieten, sich sowohl mit SchülerInnen als auch mit Erwachsenen mit diesen Themen auseinander zu setzen.

Quelle: Christian Wimberger (CIR/EWIK-Mitglied), Newsletter Eine Welt Internet Konferenz Ausg. Juli/August 2015 – Der Infodienst des Portals Globales Lernen vom 30.07.2015