UN Women: Zum Thema Frauen und Medien

Zwischenruf von Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Die Darstellung von Frauen in den Medien ist auch im 21. Jahrhundert bis auf wenige Ausnahmen geprägt von längst überholten Klischees und stereotypen Darstellungen. Insbesondere in der Werbung scheint die Zeit in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts stehen geblieben zu sein. Entweder werden Frauen in alten Rollenmustern, z.B. bei der Hausarbeit gezeigt oder Produkte werden nicht mit ihren Produkteigenschaften beworben, sondern mit spärlich bekleideten Frauen. Immer wieder erreichen uns im Bundesfrauenministerium Beschwerden zum Frauenbild in den Medien. Auch Beschwerden beim Deutschen Werberat sind möglich. Allerdings sind Beanstandungen durch den Werberat relativ selten. Aber selbst wenn die Selbstkontrolle besser funktionieren würde, sind wir alle gefragt, um Rollenstereotypen zu überwinden. Die Kampagne „pink stinks“ geht hier mit einem sehr guten Beispiel voran.

Auch das Frauenbild in der Filmbranche ist geprägt durch tradierte Rollenmuster sowie durch eine mangelnde Repräsentanz von Frauen vor und hinter der Kamera. Laut der weltweit ersten Studie zur Untersuchung von Geschlechterrollen im Film (Geena Davis Studie, 2014) sind insgesamt nur 30,9% aller sprechenden Charaktere weiblich. In Action- und Abenteuerfilmen oder bei der bei der Rollenbesetzung von Führungspositionen sind sie sogar noch deutlich stärker unterrepräsentiert. Frauen werden doppelt so oft wie Jungen oder Männer aufreizend bis nackt gezeigt.

Hinter der Kamera beklagen wir eine ähnliche Schieflage, die zu Recht die Initiative Pro Quote Regie dazu veranlasst, eine Quotierung bei der Vergabe von Regieaufträgen zu fordern. Wenn der Anteil der Absolventinnen im Fach Regie an den Filmhochschulen in unserem Land inzwischen bei über 40 Prozent liegt, ist eine Vergabe von gerade mal 13 der vom Deutschen Filmförderfonds (DFFF) geförderten 115 Produktionen an Regisseurinnen nicht nachvollziehbar. Weltweit stellen Frauen sogar nur 7% der Regisseurinnen.

Damit Frauen in den Medien anders dargestellt werden, braucht es mehr Beteiligung von Frauen. Wir brauchen mehr Vielfalt und mehr Frauen als Entscheiderinnen. Dies ist ja auch eines der strategischen Ziele der Pekinger Aktionsplattform. Angesichts der Studienergebnisse verwundert es mich nicht, dass im Netz ebenso wie im Film die weibliche Sexualisierung und eine Reduzierung auf längst überholte Rollenklischees noch immer vorherrschen.

Leider beinhaltet der virtuelle Raum für Frauen nicht nur positive Aspekte und Chancen auf gleichberechtigte Teilhabe. Zugleich sind das Internet und die neuen Medien auch ein Raum für jede Art von Cybergewalt: Cybermobbing, -stalking, -sexismus!

Derartige Attacken und verbale Übergriffe sind für viele Frauen Alltag im Netz! Insbesondere Frauen, die offen für eine feministische Gesellschaft eintreten, sind häufig Beschimpfungen der übelsten Art ausgesetzt. Dies zu unterbinden ist wegen der virtuell verdeckten Identitäten meist schwer. Hinzu kommt, dass selbst gelöschte Inhalte im Netz oft auch weiterhin verfügbar sind. Sexismus und Cyberattacken bleiben also lange im virtuellen Gedächtnis – und stellen für die Betroffenen eine große Belastung und Gefahr dar.

Es gibt jede Menge Klärungs- und Handlungsbedarf beim Thema Gewalt gegen Frauen im Internet. Das hat auch die Politik erkannt!

Für einen besseren Umgang mit den neuen Medien und der Wahrung der Grundrechte brauchen wir präventive Maßnahmen – angefangen von mehr Vermittlung von Medienkompetenz, mehr Datensicherheit, mehr Schutz der Privatsphäre. Zur Intervention braucht es Nachsteuerung der Hilfsangebote zur Beratung und Unterstützung sowie die Prüfung der Einführung einer Strafvorschrift des Cybermobbings.

Und wir brauchen schlicht mehr Frauen in den Medien, mehr Frauen und mehr Vielfalt in der Darstellung im Netz. Denn wenn wir Frauen eine starke Stimme haben und breit vertreten sowie gut miteinander vernetzt sind, dann ist auch weniger Platz für Cybermobbing und Gewalt.

Der Anteil der weiblichen Internetnutzerinnen liegt mit 72 Prozent immerhin 10 Prozent unter dem Anteil der Männer (82 Prozent). Dieses „Gender-Medien-Gap“ muss überwunden werden!

Enzyklopädien wie Wikipedia haben deutlich weniger Autorinnen als Autoren – und das, obwohl gerade in den Geisteswissenschaften mehr Frauen als Männer zu finden sind. Auf solche Schieflagen müssen wir reagieren und die Rahmenbedingungen so verbessern, dass allen ein gleicher Zugang zu und eine gleiche Teilhabe in den neuen Medien ermöglicht wird.

Hier sind wir alle, die internationale Gemeinschaft ebenso wie Bund- und Länder gefragt, damit alle Medien Räume für Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe werden. Und gerade das Internet und neue Medien sollen für Frauen vor allem ein Sprungbrett und kein Boomerang sein.

Hintergrundinformation

UN Women führt zur Erinnerung an die 4. VN-Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 und deren Aktionsplattform die Kampagne Peking+20 durch, um den Geist von Peking wieder aufleben zu lassen. Im Rahmen der Kampagne soll erneutes Engagement, intensiviertes Handeln und zusätzliche Ressourcen zur Realisierung der Gleichstellung der Geschlechter, der Stärkung von Frauen und der Menschenrechte eingefordert werden.

Im Rahmen der Kampagne werden die 12 Hauptthemen der Pekinger Aktionsplattform monatlich in den Fokus gestellt. In diesem Monat präsentieren wir Ihnen das Kapitel J der Aktionsplattform: Frauen und Medien. Der Newsletter wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Frauenrat erstellt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Veranstaltunghinweis zum Thema Frauen und Medien

Der Journalistinnenbund und UN Women Nationales Komitee Deutschland laden ein zur Podiumsdiskussion: „Nach dem Frühling – arabische Journalistinnen berichten“ am Samstag, 13.Juni, 19 Uhr, in der Deutschen Welle, Bonn.

Podiumsgäste: TV-Moderatorin Shahira Amin und Fotojournalistin Eman Helal aus Ägypten sowie die Reporterinnen Chabbeh Khawla und Nessrine Romdhani aus Tunesien. Moderation: Martina Sabra, Islamwissenschaftlerin und Journalistin aus Deutschland.

Über den Arabischen Frühling wurde in Deutschland intensiv berichtet, vielfältig argumentiert und fachkundig analysiert. Im Zentrum der Veranstaltung stehen diesmal arabische Chronistinnen, ihre Wahrnehmung und ihre Analyse der gesellschaftlichen Zustände nach dem so genannten Arabischen Frühling.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte diesem Flyer.

Quelle: Sondernewsletter von UN Women zu Peking+20 KampagneZwischenruf von Elke Ferner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Die Darstellung von Frauen in den Medien ist auch im 21. Jahrhundert bis auf wenige Ausnahmen geprägt von längst überholten Klischees und stereotypen Darstellungen. Insbesondere in der Werbung scheint die Zeit in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts stehen geblieben zu sein. Entweder werden Frauen in alten Rollenmustern, z.B. bei der Hausarbeit gezeigt oder Produkte werden nicht mit ihren Produkteigenschaften beworben, sondern mit spärlich bekleideten Frauen. Immer wieder erreichen uns im Bundesfrauenministerium Beschwerden zum Frauenbild in den Medien. Auch Beschwerden beim Deutschen Werberat sind möglich. Allerdings sind Beanstandungen durch den Werberat relativ selten. Aber selbst wenn die Selbstkontrolle besser funktionieren würde, sind wir alle gefragt, um Rollenstereotypen zu überwinden. Die Kampagne „pink stinks“ geht hier mit einem sehr guten Beispiel voran.

Auch das Frauenbild in der Filmbranche ist geprägt durch tradierte Rollenmuster sowie durch eine mangelnde Repräsentanz von Frauen vor und hinter der Kamera. Laut der weltweit ersten Studie zur Untersuchung von Geschlechterrollen im Film (Geena Davis Studie, 2014) sind insgesamt nur 30,9% aller sprechenden Charaktere weiblich. In Action- und Abenteuerfilmen oder bei der bei der Rollenbesetzung von Führungspositionen sind sie sogar noch deutlich stärker unterrepräsentiert. Frauen werden doppelt so oft wie Jungen oder Männer aufreizend bis nackt gezeigt.

Hinter der Kamera beklagen wir eine ähnliche Schieflage, die zu Recht die Initiative Pro Quote Regie dazu veranlasst, eine Quotierung bei der Vergabe von Regieaufträgen zu fordern. Wenn der Anteil der Absolventinnen im Fach Regie an den Filmhochschulen in unserem Land inzwischen bei über 40 Prozent liegt, ist eine Vergabe von gerade mal 13 der vom Deutschen Filmförderfonds (DFFF) geförderten 115 Produktionen an Regisseurinnen nicht nachvollziehbar. Weltweit stellen Frauen sogar nur 7% der Regisseurinnen.

Damit Frauen in den Medien anders dargestellt werden, braucht es mehr Beteiligung von Frauen. Wir brauchen mehr Vielfalt und mehr Frauen als Entscheiderinnen. Dies ist ja auch eines der strategischen Ziele der Pekinger Aktionsplattform. Angesichts der Studienergebnisse verwundert es mich nicht, dass im Netz ebenso wie im Film die weibliche Sexualisierung und eine Reduzierung auf längst überholte Rollenklischees noch immer vorherrschen.

Leider beinhaltet der virtuelle Raum für Frauen nicht nur positive Aspekte und Chancen auf gleichberechtigte Teilhabe. Zugleich sind das Internet und die neuen Medien auch ein Raum für jede Art von Cybergewalt: Cybermobbing, -stalking, -sexismus!

Derartige Attacken und verbale Übergriffe sind für viele Frauen Alltag im Netz! Insbesondere Frauen, die offen für eine feministische Gesellschaft eintreten, sind häufig Beschimpfungen der übelsten Art ausgesetzt. Dies zu unterbinden ist wegen der virtuell verdeckten Identitäten meist schwer. Hinzu kommt, dass selbst gelöschte Inhalte im Netz oft auch weiterhin verfügbar sind. Sexismus und Cyberattacken bleiben also lange im virtuellen Gedächtnis – und stellen für die Betroffenen eine große Belastung und Gefahr dar.

Es gibt jede Menge Klärungs- und Handlungsbedarf beim Thema Gewalt gegen Frauen im Internet. Das hat auch die Politik erkannt!

Für einen besseren Umgang mit den neuen Medien und der Wahrung der Grundrechte brauchen wir präventive Maßnahmen – angefangen von mehr Vermittlung von Medienkompetenz, mehr Datensicherheit, mehr Schutz der Privatsphäre. Zur Intervention braucht es Nachsteuerung der Hilfsangebote zur Beratung und Unterstützung sowie die Prüfung der Einführung einer Strafvorschrift des Cybermobbings.

Und wir brauchen schlicht mehr Frauen in den Medien, mehr Frauen und mehr Vielfalt in der Darstellung im Netz. Denn wenn wir Frauen eine starke Stimme haben und breit vertreten sowie gut miteinander vernetzt sind, dann ist auch weniger Platz für Cybermobbing und Gewalt.

Der Anteil der weiblichen Internetnutzerinnen liegt mit 72 Prozent immerhin 10 Prozent unter dem Anteil der Männer (82 Prozent). Dieses „Gender-Medien-Gap“ muss überwunden werden!

Enzyklopädien wie Wikipedia haben deutlich weniger Autorinnen als Autoren – und das, obwohl gerade in den Geisteswissenschaften mehr Frauen als Männer zu finden sind. Auf solche Schieflagen müssen wir reagieren und die Rahmenbedingungen so verbessern, dass allen ein gleicher Zugang zu und eine gleiche Teilhabe in den neuen Medien ermöglicht wird.

Hier sind wir alle, die internationale Gemeinschaft ebenso wie Bund- und Länder gefragt, damit alle Medien Räume für Vielfalt, Chancengleichheit und Teilhabe werden. Und gerade das Internet und neue Medien sollen für Frauen vor allem ein Sprungbrett und kein Boomerang sein.

Hintergrundinformation

UN Women führt zur Erinnerung an die 4. VN-Weltfrauenkonferenz in Peking 1995 und deren Aktionsplattform die Kampagne Peking+20 durch, um den Geist von Peking wieder aufleben zu lassen. Im Rahmen der Kampagne soll erneutes Engagement, intensiviertes Handeln und zusätzliche Ressourcen zur Realisierung der Gleichstellung der Geschlechter, der Stärkung von Frauen und der Menschenrechte eingefordert werden.

Im Rahmen der Kampagne werden die 12 Hauptthemen der Pekinger Aktionsplattform monatlich in den Fokus gestellt. In diesem Monat präsentieren wir Ihnen das Kapitel J der Aktionsplattform: Frauen und Medien. Der Newsletter wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Frauenrat erstellt und wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.

Veranstaltunghinweis zum Thema Frauen und Medien

Der Journalistinnenbund und UN Women Nationales Komitee Deutschland laden ein zur Podiumsdiskussion: „Nach dem Frühling – arabische Journalistinnen berichten“ am Samstag, 13.Juni, 19 Uhr, in der Deutschen Welle, Bonn.

Podiumsgäste: TV-Moderatorin Shahira Amin und Fotojournalistin Eman Helal aus Ägypten sowie die Reporterinnen Chabbeh Khawla und Nessrine Romdhani aus Tunesien. Moderation: Martina Sabra, Islamwissenschaftlerin und Journalistin aus Deutschland.

Über den Arabischen Frühling wurde in Deutschland intensiv berichtet, vielfältig argumentiert und fachkundig analysiert. Im Zentrum der Veranstaltung stehen diesmal arabische Chronistinnen, ihre Wahrnehmung und ihre Analyse der gesellschaftlichen Zustände nach dem so genannten Arabischen Frühling.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte diesem Flyer.

Quelle: Sondernewsletter von UN Women zu Peking+20 Kampagne