[:de]Bonn-Voices---Notizzettel---KreutzbergerDer Bonner Autor mit dem Schwerpunkt Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit hat Anfang November 2014 sein neues Buch “Harte Kost” – zum Thema Welternährung veröffentlicht. Stefan Kreutzberger und Filmemacher Valentin Thurn begeben sich auf eine weltweite Suche nach zukunftsfähigen Lösungen für eine Nahrungsmittelproduktion, die Mensch und Tier respektiert und die knappen Ressourcen schont.

In Ihrem zuletzt veröffentlichten Buch „Harte Kost“ schreiben sie über Alternativen zu Chemie, Gentechnik und Massentierhaltung in der Lebensmittelproduktion. Welche zukunftsfähigen Produktionsmethoden haben Sie in Ihrer Recherche für das Buch kennengelernt?

Degradierte Böden lassen sich ganz ohne Chemie und Kunstdünger über die tausende Jahre alte Methode der „Terra Preta“ wieder zum Leben erwecken – eine humusreiche Mischung aus Pflanzenkohle, Kompost, Dung und Tonscherben. Die weltweit erfolgreichste Methode zum Reisanbau wird in Entwicklungsprojekten praktiziert, mit weniger Wasser und ohne Kunstdünger und Pestizide. Die „Push-and-Pull-Pflanzung“ hält als natürliche Biofalle Ungeziefer von den Feldern fern und kommt ganz ohne Giftnebel aus. Mit „Aquaponic-Systemen“ lassen sich sauberes Gemüse und Fischzucht im geschlossenen Kreislauf vereinen.

Was war für Sie die verblüffendste Erkenntnis bei Ihren Recherchen?

Zum Einen, dass es für jede vorgebliche „Lösung“ der industriellen Landwirtschaft tatsächlich eine ökologisch nachhaltige Alternative gibt. Zum Anderen aber auch mit Erschrecken, dass unser westliches Modell der Massentierhaltung und der Monokultur überall auf der Welt Einzug hält. Hühnerfabriken in Indien und Sojafelder in Afrika werden den Hunger nicht verringern, sondern vergrößern.

Was kann Ihrer Meinung nach jeder Einzelne im Alltag für mehr Nachhaltigkeit in Bezug auf Lebensmittel tun?

Den Fleischverbrauch halbieren, deutlich weniger Lebensmittel wegwerfen und regional und ökologisch einkaufen. Und dabei aufpassen, dass man nicht auf Mogelpackungen reinfällt.

Inwiefern müsste sich das Bewusstsein der Menschen ändern, um den weltweiten Hunger zu reduzieren?

Die „Amerikanisierung“ der Landwirtschaft und der Konsummuster führt geradewegs in die Sackgasse. Wir müssen erkennen, dass die Ressourcen endlich sind und unser Essverhalten in einer globalisierten Lebensmittelkette direkten Einfluss auf den Hunger in der Welt hat. Im negativen, wie im positiven Sinne. Und ohne einen „genussvollen Verzicht“ bei uns wird sich nichts ändern.

Was motiviert Sie morgens und wie denken Sie abends darüber nach?

Meine zehn Monate alte Tochter, die noch ganz offen, ungeprägt und erfahrungshungrig ist. Am Abend freue ich mich, dass sie in Frieden einschläft und bald schon mithelfen wird eine fairere Welt aufzubauen.

Welche Frage würden Sie gerne einmal beantworten, die Ihnen noch nie gestellt wurde?

Warum wird das elementare Menschenrecht auf Nahrung wie kein anderes täglich mit Füßen getreten? Ich würde antworten: Weil unser kapitalistisches Weltwirtschaftssystem überhaupt kein Interesse an Fairness, Gleichheit und Menschenwürde hat.

Link zum Buch

Das Interview führte Lisa Eidam, European Association of Development Research and Training Institutes (EADI)[:en]Bonn-Voices---Notizzettel---KreutzbergerDer Bonner Autor mit dem Schwerpunkt Entwicklungspolitik und Nachhaltigkeit hat Anfang November 2014 sein neues Buch “Harte Kost” – zum Thema Welternährung veröffentlicht. Stefan Kreutzberger und Filmemacher Valentin Thurn begeben sich auf eine weltweite Suche nach zukunftsfähigen Lösungen für eine Nahrungsmittelproduktion, die Mensch und Tier respektiert und die knappen Ressourcen schont.

In Ihrem zuletzt veröffentlichten Buch „Harte Kost“ schreiben sie über Alternativen zu Chemie, Gentechnik und Massentierhaltung in der Lebensmittelproduktion. Welche zukunftsfähigen Produktionsmethoden haben Sie in Ihrer Recherche für das Buch kennengelernt?

Degradierte Böden lassen sich ganz ohne Chemie und Kunstdünger über die tausende Jahre alte Methode der „Terra Preta“ wieder zum Leben erwecken – eine humusreiche Mischung aus Pflanzenkohle, Kompost, Dung und Tonscherben. Die weltweit erfolgreichste Methode zum Reisanbau wird in Entwicklungsprojekten praktiziert, mit weniger Wasser und ohne Kunstdünger und Pestizide. Die „Push-and-Pull-Pflanzung“ hält als natürliche Biofalle Ungeziefer von den Feldern fern und kommt ganz ohne Giftnebel aus. Mit „Aquaponic-Systemen“ lassen sich sauberes Gemüse und Fischzucht im geschlossenen Kreislauf vereinen.

Was war für Sie die verblüffendste Erkenntnis bei Ihren Recherchen?

Zum Einen, dass es für jede vorgebliche „Lösung“ der industriellen Landwirtschaft tatsächlich eine ökologisch nachhaltige Alternative gibt. Zum Anderen aber auch mit Erschrecken, dass unser westliches Modell der Massentierhaltung und der Monokultur überall auf der Welt Einzug hält. Hühnerfabriken in Indien und Sojafelder in Afrika werden den Hunger nicht verringern, sondern vergrößern.

Was kann Ihrer Meinung nach jeder Einzelne im Alltag für mehr Nachhaltigkeit in Bezug auf Lebensmittel tun?

Den Fleischverbrauch halbieren, deutlich weniger Lebensmittel wegwerfen und regional und ökologisch einkaufen. Und dabei aufpassen, dass man nicht auf Mogelpackungen reinfällt.

Inwiefern müsste sich das Bewusstsein der Menschen ändern, um den weltweiten Hunger zu reduzieren?

Die „Amerikanisierung“ der Landwirtschaft und der Konsummuster führt geradewegs in die Sackgasse. Wir müssen erkennen, dass die Ressourcen endlich sind und unser Essverhalten in einer globalisierten Lebensmittelkette direkten Einfluss auf den Hunger in der Welt hat. Im negativen, wie im positiven Sinne. Und ohne einen „genussvollen Verzicht“ bei uns wird sich nichts ändern.

Was motiviert Sie morgens und wie denken Sie abends darüber nach?

Meine zehn Monate alte Tochter, die noch ganz offen, ungeprägt und erfahrungshungrig ist. Am Abend freue ich mich, dass sie in Frieden einschläft und bald schon mithelfen wird eine fairere Welt aufzubauen.

Welche Frage würden Sie gerne einmal beantworten, die Ihnen noch nie gestellt wurde?

Warum wird das elementare Menschenrecht auf Nahrung wie kein anderes täglich mit Füßen getreten? Ich würde antworten: Weil unser kapitalistisches Weltwirtschaftssystem überhaupt kein Interesse an Fairness, Gleichheit und Menschenwürde hat.

Link zum Buch

Das Interview führte Lisa Eidam, European Association of Development Research and Training Institutes (EADI)[:]