BICC: „Schlankheitskur für die deutsche Rüstungsindustrie“

Dr. Marc von Boemcken kommentiert die mögliche Neuorientierung der deutschen Rüstungsexportpolitik, die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angestoßen wurde. Es bestehe „Grund zur Hoffnung, dass zumindest die Ausfuhr landgestützter Waffensysteme an Staaten, die systematisch gegen die Menschenrechte verstoßen oder regionale Konfliktdynamiken anheizen, bald der Vergangenheit angehören.“

CSU-Chef Horst Seehofer wirft dem Bundeswirtschaftsminister eine Politik „ohne Konzeption und ohne klaren Kompass“ vor, ebenso wie Gewerkschaften und – natürlich – die Rüstungslobbyisten ihre Besorgnis äußerten. In seinem Kommentar setzt sich der BICC-Forscher kritisch mit dem Argument auseinander, eine restriktivere Rüstungsexportpolitik führe zu Verlusten von Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie. Er reflektiert darüber hinaus die politischen Konsequenzen derartiger Maßnahmen: „Sicherheitspolitik und Streitkräftestrukturen dürfen sich nicht vor den Karren der Rüstungsindustrie spannen lassen; vielmehr brauchen wir eine Umstrukturierung der Industrie entlang politischer Vorgaben, die es zu großen Teilen noch auszuhandeln gilt. Die bestehende Abhängigkeit von Waffenexporten in Krisengebiete muss im Zuge eines derartigen Prozesses in jedem Fall beendet werden.“

Auch die möglichen Waffenlieferungen an die kurdische Peschmerga-Miliz, die sich im Nordirak dem blutigen Vormarsch der dschihadistischen Gruppierung „Islamischer Staat“ (IS) entgegenstemmt, thematisiert von Boemcken: „Am Ende mag es tatsächlich Situationen geben, in denen eine ‚Ertüchtigung‘ bestimmter Gruppen mit Gewaltmitteln gegenüber Passivität und Untätigkeit das kleinere Übel darstellen. Sie müssen jedoch die Ausnahme bleiben. Und keinesfalls dürfen sie als Rechtfertigung dafür herhalten, die Überkapazitäten in der Rüstungsindustrie künstlich am Leben zu erhalten.“

So kommt Marc von Bomcken zu dem Schluss:„Unterm Strich spricht alles dafür, der deutschen Rüstungsindustrie eine drastische Schlankheitskur zu verordnen.“ Das Gebot der Stunde laute Konversion.

Zum Volltext des Kommentars

Quelle: BICC Kommentar vom 18.08.2014Dr. Marc von Boemcken kommentiert die mögliche Neuorientierung der deutschen Rüstungsexportpolitik, die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angestoßen wurde. Es bestehe „Grund zur Hoffnung, dass zumindest die Ausfuhr landgestützter Waffensysteme an Staaten, die systematisch gegen die Menschenrechte verstoßen oder regionale Konfliktdynamiken anheizen, bald der Vergangenheit angehören.“

CSU-Chef Horst Seehofer wirft dem Bundeswirtschaftsminister eine Politik „ohne Konzeption und ohne klaren Kompass“ vor, ebenso wie Gewerkschaften und – natürlich – die Rüstungslobbyisten ihre Besorgnis äußerten. In seinem Kommentar setzt sich der BICC-Forscher kritisch mit dem Argument auseinander, eine restriktivere Rüstungsexportpolitik führe zu Verlusten von Arbeitsplätzen in der Rüstungsindustrie. Er reflektiert darüber hinaus die politischen Konsequenzen derartiger Maßnahmen: „Sicherheitspolitik und Streitkräftestrukturen dürfen sich nicht vor den Karren der Rüstungsindustrie spannen lassen; vielmehr brauchen wir eine Umstrukturierung der Industrie entlang politischer Vorgaben, die es zu großen Teilen noch auszuhandeln gilt. Die bestehende Abhängigkeit von Waffenexporten in Krisengebiete muss im Zuge eines derartigen Prozesses in jedem Fall beendet werden.“

Auch die möglichen Waffenlieferungen an die kurdische Peschmerga-Miliz, die sich im Nordirak dem blutigen Vormarsch der dschihadistischen Gruppierung „Islamischer Staat“ (IS) entgegenstemmt, thematisiert von Boemcken: „Am Ende mag es tatsächlich Situationen geben, in denen eine ‚Ertüchtigung‘ bestimmter Gruppen mit Gewaltmitteln gegenüber Passivität und Untätigkeit das kleinere Übel darstellen. Sie müssen jedoch die Ausnahme bleiben. Und keinesfalls dürfen sie als Rechtfertigung dafür herhalten, die Überkapazitäten in der Rüstungsindustrie künstlich am Leben zu erhalten.“

So kommt Marc von Bomcken zu dem Schluss:„Unterm Strich spricht alles dafür, der deutschen Rüstungsindustrie eine drastische Schlankheitskur zu verordnen.“ Das Gebot der Stunde laute Konversion.

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Quelle: BICC Kommentar vom 18.08.2014